Full text: Gesammelte Werke (15)

Das Bild 
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plötzlich, indem es unsere Laune beeinflußt. Die 
Harmonie der Möbel und Wände, der Stil einer 
Wohnung reagiert sofort auf uns, wie die Wald- 
luft, die Meeresluft oder die Berglust unser Be 
finden ändert. 
Ich setzte mich auf einen ganz unter Kissen 
begrabenen Divan und fühlte mich plötzlich durch 
diese kleinen. Seiden-überzogenen Federsäcke ge 
tragen und gefesselt, als ob dies Möbel genau 
für Form und Gestalt meines Körpers gemacht 
worden wäre. 
Dann blickte ich mich um. Es war nichts 
Ausfallendes im Zimmer. Überall standen schöne, 
bescheidene Gegeiistände, einfache aber seltene Möbel, 
Vorhänge aus dem Orient, die nicht nach dem 
großen Kaufladen riechen, sondern nach dem Innern 
eines Harems, und gerade mir gegenüber hing ein 
Frauenbild. Es war ein Brustbild mittlerer Größe, 
Kopf und Oberkörper sowie die Hand, die ein 
Buch hielt. Sie war jung, trug nichts auf dem 
Kopf und lächelte etwas traurig. War es, weil 
sie nichts im Haar hatte, oder weil ihre Stellung 
so natürlich war, aber mir kam es vor, als hätte 
ich noch nie ein Bild gesehen, das so an einem 
Ort hing, wohin es paßte, als dieses. Fast alle 
Bilder, die ich kenne, wirken posierend. Entweder 
haben die Damen zum Gemaltwerden andere
	        
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