Full text: Gesammelte Werke (15)

Ein Scheidungsgrund 
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stand. Da gab es Bergzinnen und Gletscher, 
Steppen und sonnenverbrannte Sandwüsten. Und 
beim Schein des wirklichen Mondes nächtliche 
Seen, die von unten durch phantastischen elektrischen 
Schein erleuchtet wurden. Auf diesen Seen 
schwammen Schwäne, glitten Nachen, während ein 
Orchester, zusammengesetzt aus den ersten Künstlern 
der Welt, die Seele des königlichen Irren mit 
poetischen Träumen erfüllte. 
Dieser Mann war keusch, uriberührt, er liebte 
nur den Traum, seinen Traum, den göttlichen 
Traum. 
Eines Abends nahm er in seiner Barke eine 
Frau, jung, schön, eine große Künstlerin, mit sich 
und bat sie, zu singen. Sie sang, selbst begeistert 
durch die Wunderlandschaft, durch die Milde der 
Luft, durch den Blumenduft und durch die Be 
geisterung des jungen, schönen Fürsten. 
Sie sang, wie eine Frau singt, die die Liebe 
berührt. Dann, ganz von Sinnen, zitternd, fiel 
sie dem König an die Brust und suchte seine 
Lippen. 
Aber er warf sie in den See, nahm die Ruder, 
um das Ufer zu gewinnen und kümmerte sich 
nicht darum, ob sie gerettet würde. 
Meine Herren Richter, wir befinden uns vor 
einem ganz ähnlichen Fall. Ich werde jetzt nur
	        
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