Ein Scheidungsgrund
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stand. Da gab es Bergzinnen und Gletscher,
Steppen und sonnenverbrannte Sandwüsten. Und
beim Schein des wirklichen Mondes nächtliche
Seen, die von unten durch phantastischen elektrischen
Schein erleuchtet wurden. Auf diesen Seen
schwammen Schwäne, glitten Nachen, während ein
Orchester, zusammengesetzt aus den ersten Künstlern
der Welt, die Seele des königlichen Irren mit
poetischen Träumen erfüllte.
Dieser Mann war keusch, uriberührt, er liebte
nur den Traum, seinen Traum, den göttlichen
Traum.
Eines Abends nahm er in seiner Barke eine
Frau, jung, schön, eine große Künstlerin, mit sich
und bat sie, zu singen. Sie sang, selbst begeistert
durch die Wunderlandschaft, durch die Milde der
Luft, durch den Blumenduft und durch die Be
geisterung des jungen, schönen Fürsten.
Sie sang, wie eine Frau singt, die die Liebe
berührt. Dann, ganz von Sinnen, zitternd, fiel
sie dem König an die Brust und suchte seine
Lippen.
Aber er warf sie in den See, nahm die Ruder,
um das Ufer zu gewinnen und kümmerte sich
nicht darum, ob sie gerettet würde.
Meine Herren Richter, wir befinden uns vor
einem ganz ähnlichen Fall. Ich werde jetzt nur