Ein Scheidungsffrund
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Rasse fortzupflanzen. Ihre Rasse, die, deren Gestalt,
Haar, Figur, Bewegungen und Gewohnheiten sie
besitzen.
Das thut jedes Tier, ohne zu wissen warum.
Wir auch - . .
Das habe ich gethan, als ich sie heiratete.
Ich bin jenem thörichten Drang gefolgt, der uns
zum Weibe treibt.
Sie ist meine Frau. So lange ich sie ideal
begehrte, bedeutete sie für mich den nie erfüllten
Traum, nahe, sich zu erfüllen. Von der Sekunde
ab, wo ich sie in den Armen hielt, bedeutete sie
nichts mehr, als ein Wesen, dessen die Natur sich
bedient, um alle meine Hoffnungen zu zerstören.
Hat sie sie zerstört? Nein. Und doch habe ich
sie satt, satt, daß ich sie nicht anrühren kann, sie nicht
mit den Händen betasten oder mit den Lippen be
rühren, ohne daß mein Herz ein unwiderstehlicher
Ekel überkommt. Vielleicht nicht der Ekel vor ihr,
— ein höherer, gewaltigerer Ekel, verächtlicherer
Ekel: der Ekel vor der Liebe, die so widerlich ist,
daß sie für alle feiner gebildeten Wesen ein schmach
voller Akt wurde, den man verbergen muß, von
dem man nur leise mit Erröten spricht . . . .
Ich kann es nicht mehr ertragen, wenn meine
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