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Das Olivenfeld
— Herr Pfarrer! Herr Pfarrer!
Niemand antwortete, nichts regte sich.
Mein Gott, mein Gott, dachte sie, was haben
sie denn nur gethan? Was ist denn nur ge
schehn ? -
Sie wagte nicht, näher zu treten, wagte nicht
zurückzugehen und ein Licht zu holen. Und eine
tolle Angst davonzulaufen, sich zu retten, zu schreien
packte sie, obgleich sie ihre Kniee wanken fühlte,
daß sie keinen Schritt mehr thun konnte. Und
sie stammelte immer wieder:
— Herr Pfarrer, Herr Pfarrer, ich bin's,
Margarete.
Aber plötzlich überkam, trotz ihrer Angst, ihre
Seele der Mut der Verzweiflung, der unwill
kürliche Wunsch, ihrem Herrn zu helfen, einer
jener Tapferkeitsmomente, die eine Frau manchmal
zu heroischem Mut führen. Sie lief zur Küche
und holte Licht.
An der Thür blieb sie stehen. Zuerst ge
wahrte .sie den Landstreicher an der Wand hin
gestreckt. der schlief oder zu schlafen schien, dann
die zerbrochene Lampe, darauf unter dem Tisch die
beiden schwarzen Füße und die in schwarzen
Strümpfen steckenden Beine des Abbö Vilbois,
der wohl auf den Rücken gefallen war, als er
mit dem Kopf gegen das Gong gestoßen.