Kieler Universität
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So war der Plan einer wirklichen Landesuniversität wiederum gescheitert, und
Herzog Friedrich blieb nichts anderes übrig als seine Gedanken auf eine her zog⸗
lich Jottorfissche Akademie zu beschränken. Es gelang ihm, von Kaiser
Ferdinand III. unter dem 260. April ein Diplom für die Errichtung einer Uni—
versität an einem passenden Orte des Herzogtums Holstein zu erlangen ').
Die Ungunst der Zeit gestattete dem Herzog nicht, seinen Plan in die Wirklich—
keit zu führen: er musite die Sache seinem Sohne Christian Albrecht
als Aufgabe hinterlassen. Aber woher in dem verarmten Lande das Geld her—
nehmen? Der Water hatte den Plan gehabt, die Einkünfte aus den bei Husum
gelegenen, nach der Flut von 1034 notdürftig wieder bedeichten Kögen Lundenberg,
Simonsberg usw. der Universität zu überweisen. Diesen Plan gab man wegen
der Unsicherheit dieser Einkünfte auf und griff statt deren zu denen der Bordes—
holmer Fürstenschule, das heißt den Einkünften aus dem Amte Bordesholm. Die
Fürstenschule wurde zugunsten einer noch höheren Unterrichtsanstalt aufgehoben,
eine Masinahme, welche gewist ganz im Sinne des frommen Stifters der Bordes—
holmer Schule (S. 140ff.) war. Die Landschaften Norderdithmarschen, Eiderstedt,
Tondern und Nordstrand mußten sich zur Zahlung gewisser Beiträge zu einem
„Convikt“ (einer gemeinsamen Speiseanstalt für bedürftige Studenten) verpflich—
ten, die Stadt Kiel gab die Gebäude des alten Franziskanerklosters her und
übernahm' deren Unterhaltung. 10 Professoren wurden verpflichtet, und im
Oktober 1005 konnte die neue Hochschule mit einem der prachtliebenden Zeit ent—
sprechenden Pomp eingeweiht werden).
Ich halte es nicht für meine Aufgabe, die Gesamtgeschichte der Universität zu
verfolgen, wohl aber scheint es mir wünschenswert, auf die kirchlische Be—
deutung der neuen Gründung etwas näher einzugehen.
6. Die Kieler Universität und die Kirche.
Die älteren deutschen Universitäten sind bekanntlich aus kirchlichen Instituten
erwachsen. Die Kieler ist eine landesherrliche Gründung, und in einer Zeit ge—
boren, in welcher der Staat schon kräftig daran war, sich aus den mittelalterlichen
Windeln zum modernen Staate zu entwickeln, und auch die Wissenschaft, wenn
auch noch sehr zaghaft, begann, sich von der Gebundenheit durch das kirchliche
Dogma loszulösen. Aber noch bestand eine enge Verbindung zwischen Staat und
Kirche, noch galt die Theologie als die Krone und die Grundlage aller Wissen.
schaft. Dementsprechend weist a uch die Christiano-Albertinatin
ihren Ursprüngen noch starke Beziehungen zur Kirche
auf. Auf ursprünglich kirchlichem Boden erhoben sich ihre Gebände, aus einer
kirchlichen Stiftung stammten ihre Haupteinnahmen, aus kirchlichen Bibliotheken
der Hauptstamm ihrer Bibliothek (Bordesholm, Nikolaikirche, Eutin). Die Ein—
weihung trug einen stark kirchlichen Charakter. Sämtliche Pröpste des Landes
waren dazu eingeladen, der Königliche GE Klok nahm daran teil und der herzog
ib) Ueber den Wert solcher kaiserlicen Diplomierung veragl. Scheel S. 358. Ratjen
S. 3. Mur durch sie erlangte eine Hochschule dieselben Rechte wie die schon bestehenden
Universttäten: Baccalaureen, Magister, Lizentiaten und Doktoren zu kreiren, Poëten mit dem
kaiserlichen Lorbeer zu krönen (Potttas laurcatos) u. a. m.
uu) Diesem Pompe entsprach das auf herzogliche Kosten gedruckte, kulturhistorisch höchst inter
essante Prachtwert: Alex. Julius Torquatus sde Frangipanis, Acad. Kil. . . lnaugu-
rationis .. . descriptio. Slesw. 1666.