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Rasenstück blieb ich jedesmal wieder lange stehen, aber auf
meinen Ausflügen wanderte mein Blick meist in die Weite,
ich brauchte große Baumgruppen, dichte Wälder, durch
schnittene Landschaften, Berg und Tal wie im Schwarz
wald, um mich so ganz in der Natur zu fühlen. Doch hier
lernte ich im kleinsten Besitz die große Schöpfung be
wundern.
Bald war ich fünfundzwanzig Jahre alt. Ich schämte
mich insgeheim, daß mir das unbegreifliche Manko erst
jetzt aufstel. Nach Berlin kehrte ich alfo gewandelt zurück:
feit diefem ersten praktifchen Lehrgang im Krotofchiner
Gärtchen wuchs mein Verständnis für die Freude und die
Sorge des Gärtners und des Landmanns. Und als ich zwei,
drei Jahre fpäter in der Provinz Posen als Gast auf
deutsche Güter kam, war mein Staunen über den Fleiß,
das Können, das Regieren und das Helfen, das ich da er
lebte, groß. Ich fchloß dort manche Freundschaft, die stch
fast ein halbes Jahrhundert bewährt hat. Längst war Pofen
für mich kein Land mehr „fern am Ural und am Jrtifch".
Und ich war mit stolz darauf, daß deutfche Hände es ge
wesen waren, die es groß und stark, blühend und fruchtbar
gemacht hatten.
Der Weg zum Olymp
Gerade in den fchärfften literarifchen Kampfjahren, die
der nackte Naturalismus durchzufechten hatte, follte also
mein Schauspiel „Die Sünde" seine Uraufführung am
Neuen Theater erleben. Ein bißchen bange war mir davor
nun doch. Aber beim Vertragsfchluß hatte ich zu meiner
freudigen Uberrafchung eine Vorauszahlung auf die Tan
tieme erhalten, die mir's ermöglichte, die möblierte Stube