Full text: Gottgesandte Wechselwinde

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indes unsere Hände zusammen, die sehr warm waren. Die 
lange Strecke vom Brandenburger Tor bis zum Salzufer 
erschien uns beiden wieder schmerzlich kurz: Grete mußte zu 
ihrer Gönnerin und Gartenbaulchrerin Frau Hedwig Heyl, 
ich sollte Vater bei seinen Korrekturen helfen, denn er 
wußte jetzt nicht ein noch aus vor Arbeit. 
Wie leid ihr mein Vater tat, der von Kindheit an immer 
so schwer gegen die Not des Lebens hatte ankämpfen 
müssen! „Es wird ihn belasten, wenn er sich vorstellt, daß 
sein Sohn etwa denselben Weg gehen will, nicht?" 
„Will ich durchaus nicht. Er hat zwar bedeutend weniger 
Mängel als ich. Aber aus den paar wirtschaftlichen Fehlern, 
die ihm in seinem ganzen Leben immer und immer wieder 
am tollsten zu schassen gemacht haben, kann ich eine Menge 
lernen. Zum Beispiel? Erstens: man darf niemals einen 
Wechsel unterschreiben! Und man darf, sofern man einen 
freien Berus ausübt wie unsereins, nichts auf Abzahlung 
kaufen! Denn bei irgendeiner Rate, die fällig wird, kann 
man damit ins Rutschen oder Straucheln geraten! Über 
raschend gute Vorsätze für den Anfang, etwa nicht? Im 
übrigen habe ich wenig Prinzipien." 
„Man weiß nie, lieber Freund, wo bei Ihnen der Schalk 
ansängt und wo der Ernst aufhört." 
„Weiß ich selber nicht." 
Als wir ein paar Minuten später am Salzufer stehen- 
blieben, um uns zu trennen, sagten wir uns Du. Wir waren 
verlobt. Wollten's aber noch eine Weile ganz heimlich 
bleiben, weil sonst ein gar zu großer Kreis an unserem 
Glück teilgenommen und es uns durch gute Ratschläge 
versauert hätte. In fast übermütiger Sicherheit malte 
ich der mir erstaunt zuhörenden Grete unser zukünftiges 
Leben aus. Natürlich könne es zunächst nur ein „Leben in
	        
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