Full text: Gottgesandte Wechselwinde

bestand größtenteils aus Pächtern oder Inspektoren im 
Posener Lande, die sich keine rechte Vorstellung davon 
machen konnten: wovon dieser neue Haushalt sich denn nun 
eigentlich ernähren sollte? Gretes kleine väterliche Erb 
schaft gestattete ihr den Erwerb einer netten neuen Woh 
nungseinrichtung mit allem Drum und Dran, für den Not 
fall - falls nämlich einmal der erwartete Honorareingang 
unverschämt lange auf sich warten lassen sollte - blieb zu 
nächst auch noch eine letzte Sicherheit in bar übrig. Aber 
ehrlich besorgt waren die Onkel und die Tanten doch alle. 
Am besorgtesten zeigte sich Gretes Leipziger Verwandten 
kreis. Der Großonkel dort, der selber aus bescheidenen 
Lebensumständen in der Posener Landwirtschaft stammte, 
wohl ein hochbedeutender Kopf, war der Begründer einer 
großen Notendruckerei. Man konnte seine Firma heute zu 
den führenden der alten Handelsstadt rechnen. Nur Töchter 
und Enkeltöchter waren jetzt seine Erben; die Enkelinnen 
hatten sich mit sächsischen Offizieren verheiratet. Sie stan 
den dem unbekannten jungen Literaten natürlich alle fremd 
gegenüber und ließen die hübsche junge Base, der sich in 
ihrer Sippe doch wohl bessere Aussichten geboten hätten, 
nur ungern in das unsichere Schicksal nach Berlin ziehen. 
Ähnlich besorgt schienen auch meine Eltern. Aber Vater 
lachte sich sofort selber aus, als er einmal damit beginnen 
wollte, über das Wagnis zu sprechen, das für einen An 
fänger in freiem Beruf eine so frühe Bindung bedeutete. 
„Es nützt ja nichts, es hilft nichts und es ändert nichts, 
wenn da andere herkommen und warnen wollen, mein 
Junge. Ich weiß das aus eigener Erfahrung." Vater war 
doch erst gerade mündig geworden, als er dasselbe Wagnis 
eingegangen war. Und trotz allen wirtschaftlichen Nöten, 
die der reiche Kindersegen ihm ins Haus gebracht hatte. 
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