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Dies hatte sie auch schon in unserer Verlobungszeit aus
gesprochen : sie hatte gar nichts übrig für Kriminalromane.
Ich schrieb sie ja nur, weil sie überall begehrt wurden, und
es lockte mich auch technisch, dem Geheimnis nahezukom
men, das ihnen die starke Spannung gab. Für den logischen
Aufbau einer Fabel habe ich auch wohl viel gelernt aus
dieser Arbeit, nach der ich vorläufig eben nur deshalb griff,
weil ich das Wirtfchaftsgeld, die Miete und die (leider
noch nicht hohen!) Steuern am sichersten damit erwerben
konnte. Solange ich „Vor den Schranken", „Das fünfte
Gebot", „Der große Tag", „Vor dem Kriegsgericht",
„Weltsiucht" und andere Kriminalgefchichten schrieb,
schwieg ich vor ihr lieber darüber. Sie konnte und wollte
mir nur in meine andere Welt folgen, in jene Welt, in der
auch sie Bescheid wußte, Ich gedenke noch ihrer lebendigen
Anteilnahme, mit der sie von neuen Entwürfen horte, die
ich plante, sobald „dieser schreckliche Kriminalroman" be
endet und untergebracht war. Auch den geschichtlichen
Jugenderzählungen gewann sie kein besonders starkes In
teresse ab, ich fühlte das wohl heraus. Die Handlung allein
überwog darin, für die psychologische Vertiefung bot schon
der Umfang zu wenig Gelegenheit. Aber durfte ich mich in
einem der vertraglich vereinbarten Jugendbücher einmal
einem musikalischen Thema zuwenden, etwa dem Leben und
Schassen eines der großen Klassiker des Wiener Drei
gestirns, dann erwärmte sie sich sogleich dafür. Doch sah
sie's ein, daß man als noch unbekannter Autor abhängig
war von den Forderungen der Redakteure und Verleger.
„Die Leser und die Leserinnen freilich urteilen anders",
meinte sie; „ihnen gibt das Schicksal der Menschen, denen
sie alle Tage begegnen können, doch wohl mehr als das der
verunglückten Außenseiter, die dem Richter vorgeführt