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kreise, in denen ich Aufnahme fand, hatten damals noch
ihren Spaß daran. Norddeutsche an dem „bissel Boheme
wirtschaft" teilnehmen zu lassen. Bon Jahr zu Jahr freilich
soll sich das „Berliuertum" dort immer unerfreulicher be
merkbar gemacht haben; es war wohl jenes nicht arische
„Berlinertum", das auch den lebenslustig-ursprünglichen
Ton auf den deutsch-österreichischen Alpcnbällen verdorben
hatte. Wir erlebten sowohl im Kreis des „Simpel" und
der „Jugend", als auch mit dem prächtigen alten Verlags
buchhändler Hirth zusammen, und beim ewig jungen Ostini
herrlich-bunte Abende und Nächte. Mein Roman „Fa
sching" wollte recht viel von dem Münchener Glanz auf
fangen. Aber unsere Münchener Zeit gehörte dabei tags
über doch einer Tätigkeit, von der sich die richtigen Fasching
gäste sonst fernhielten: wir gingen in die „Theken", die
Ausstellungen, schauten Bilder an, besuchten Künstler in
ihren Werkstätten. Die gefeierten Meister nahmen ja einen
Abgesandten von Velhagen & Klasiugs Monatsheften stets
freundlich auf; mit den meisten stand unser Derlagshaus
in nahen Beziehungen. Den Altmeister Eduard Grützner,
den Sohn Schlesiens, lernten wir nun auch als feinsinnigen
Sammler kennen, vor allem aber als warmherzigen Men
schen. Wie behaglich saß sich's in seinem aus sorgfältigster
Vorbereitung entstandenen „Nürnberger" Haus in Mün
chen, in dem Refektorium mit der Säule! Hier konnte der
Gastgeber auch zwei künstlerische Todfeinde (deren es in
München ja genug gab) au feiner Tafel vereinen, ohne
Gefahr, daß sie miteinander in Streit gerieten, da die Säule
ihre Plätze trennte. -
Die Stosswelt, die sich mir in Berlin und aus allerlei
Reisen erschlossen hatte, war sehr groß, war sehr vielseitig.
Meist zögerte ich, gar zu rasch zuzupacken. „Die Sonne von