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waren. Blättere ich jenes Büchlein durch, dann tauchen
bunte Stimmungen aus schweren Kampfzeiten in der
Erinnerung auf, beherzte Mahnungen voll kameradschaft
lichen Geistes, luftige Begebenheiten aus Front, Etappe
und Heimatsurlaub, feincmpfundene Gedichte und zün
dende Spottreime, Leitauffätze, ernste Wiffenschaftsarbeit -
und dann wieder holder Unsinn soldatischen Übermuts.
Mit dem Kriegsschicksal ihrer Divisionen verknüpft, sind
viele Mitarbeiter oft nur auf „Gastspiele" zu uns ge
kommen, denn sie haben in ihrem neuen soldatischen Kom
mando dann wohl den Weg zur Feldzeitung ihrer eigenen
Truppe gefunden. Doch auch nach ihrem Scheiden von
Lyö, Searpe und Deulc, wenn sie schon längst in Rußland
oder Rumänien, vor Verdun, Jsonzo oder Apcrn lagen,
haben manche von ihnen doch immer wieder ihrer alten
„Liller" einen Beitrag geschickt.
Die Liller Kriegszcitung war das erste Soldatenblatt des
Weltkriegs, das in hohen Auslagen im Druck erschien und -
unentgeltlich für die Truppe - fortlaufend zur Ausgabe
gelangte: jeden dritten Tag eine Nummer mit dem später
hin aus besserem Papier ausgegebenen „Kriegsflugblatt".
Sie hatte keine eigentlichen Vorläufer und war auf den
Armeebefehl hin ganz aus sich selbst heraus entstanden.
Neben starken Künstlerpersönlichkciten, wie Karl Arnold und
seinem Nachfolger Rudolf Schiestl, fanden auch damals
noch unbekannte junge Meister der Zcichenfeder und dcö
Zeichenstistes begeisterte Anerkennung bei unseren Feld
soldaten: ich will nur an den stiuuuungsvollen Aquarellisten
Eugen Vinnai, den württembergischen Vizewachtnieister,
erinnern, an den Maler O. B. Olbrich, den als Leutnant
der Reserve früh gefallenen Maler Friedrich, den Marine
maler Unterofsizier Hans Hoernigk, den Zeichenlehrer