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Korb. Gleich darauf schweben wir. Als wir über die Brü
stung nach unten blicken, liegen die Schornsteine der Fabrik,
der Gasometer und das Wäldchen schon tief unter uns.
„250. Aufstieg des Obersten von Abercron. Sonnabend,
den 12. Juli 1924, vormittags 9 Uhr 33 Minuten. Dunst-
schicht auf 100 Meter, Stratusschicht auf 200 Meter.
Keine Gewitterneigung. Barometer, Dariometer, Baro
graph in Ordnung. An Bord fünfzehn Säcke Ballast." Dag
sind die ersten Eintragungen ins Bordbüchlein. Unter den
drei anderen Gästen der Jubiläumsfahrt bestnden sich zwei
Flieger mit bekannten Namen: Diplomingenieur Siebel,
früher der Führer eines Bonibcngeschwaders, und der
Pour-le-Merite-Fliegcr Hauptmann Fricke. Sie sind be
zaubert von der märchenhaften Stille, die uns schon nach
einer Viertelstunde umfängt. Die Lust ist ruhig. Auf fünf
zehnhundert Meter wechselt die Windrichtung, sie wird
genau nördlich. Als der Ballon zu sinken beginnt, ist der
Führer nicht unfroh, denn wenn wir vom Wind hier oben
erfaßt würden, wären wir in knapp einer Stunde an der
böhmischen Grenze und müßten landen, wir wollen uns
aber doch lieber den ganzen Tag in der herrlichen Sonnen
luft tummeln.
Und da werden wir nun Zeugen, wie ein vielcrfahrener
Pilot dem Freiballon feinen Willen aufzwingt. Er verfolgt
mit uns den Ballonfchatten auf den Weizenfeldern, den
Klee- und Rübenfeldern unter uns. Unser Weg und unsere
Richtung wird mit der Karte verglichen. Immerzu wird
der Barograph befragt. Don fünfzehnhundert Metern
ziemlich unvermittelt ein Sinken auf vierhundert. Wir
haben uns im Kreise um die Bahnstation Weißig bewegt.
Die Schornsteine der Heydenfchen Fabrik wachsen wieder
höher und höher an. Dreihundertfünfzig Meter, drei