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Ferdinand Marian, Othellos unheimlicher Jagv, nahm die
Gitarre in den Arm und zeigte sich als unerschöpflicher
Sänger wienerischer Volkslieder. Oder der Schauspieler
und Sänger von Russin improvisierte in seiner seinen Art.
Die Gäste, die selbst oft von ernster künstlerischer Arbeit
kamen, freuten sich am herzlichsten über den bunten
Wechsel. Als Mithörer erschienen Wilhelm Hegeler,
Walter von Holländer, Eckart von Naso, Walter Bloem,
Waldemar Bonscls, Walter von Molo, Jakob Schaffner,
Wolfgang Götz und noch manch anderer Romanschrift
steller oder Dramatiker. Unsere Freundin Clara Ratzka, die
phantasicvolle Erzählerin und durch die weite Welt gereiste
Frau, war ja leider aus dem Leben geschieden. Entrissen war
uns auch Viktor von Woikowfky-Biedau, der Opern
komponist, der zu manchem unserer Musikfeste melodien-
frvhe Beiträge gespendet und einstudiert hatte. Johannes
Riemann und feine Gattin (die im Film „Die Sonne von St.
Moritz" als Eislaufkünstlerin viel bewundert worden war)
bewiesen iminer wieder, wenn sie von ihren grosicn Filmrciscn
und Schneewinterfahrteu nach Berlin heimkehrten, ihren
Scharm. Und mit ihreni ganzen Zauber, den sie nicht nur aus
der Opernbühnc bewährt, fügte sich TianaLemnitz in unseren
Kreis.
Von den Großeltern bis zu den Enkelkindern
Ädolf von Haruack hat uns einmal in einem Dortrag auf
Schloß Elmau sehr anschaulich und behaglich aus seinen
Erinnerungen berichtet. Als ich in der stets wechselnden
Tischordnung den Platz neben ihm bekam, stellten wir fest,
daß das Leben der meisten Menschen lang genug währt, um
zeitgenössische Beziehungen zu Persönlichkeiten aus drei
Jahrhunderten zu gewinnen.