Full text: Die Juden in Russland; Urkunden und Zeugnisse Russischer Behörden und Autoritäten

heit und Trunksucht verarmt, sieht der Russe sich ge- 
zwungen, zum Juden zu gehen und ihn zu bitten, dass er 
seine notwendigsten Bedürfnisse — befriedige; und der 
Jude sehlügt ihm die Bitte nicht ab, giebt ihm Brot und 
Kleidung auf Kredit. Der wohlhabende Husse leistet dem 
durch Trunksucht heruntergekommenen armen Teufel nicht 
immer die Hilfe, die der Jude ihm stets bereitwillig erweist. 
Das wissen viele verarmte Russen nur zu gut . . 
Es ist allerdings nieht zu bestreiten, dass der Russe 
schwere Arbeit verrichtet; weiss er aber auch seine Arbeit so 
zu schätzen, dass er die sauer verdiente Kopeke aufspart? 
Keineswegs, sondern er giebt sie hin um berauschendes 
Getränk, mag dessen Verkäufer Russe oder Jude sein! 
Und darum sind die einzigen Mittel, um nicht, wie die 
Russen lamentieren, in die Gewalt der Juden zu fallen: 
Arbeit, nüchterner Lebenswandel, vernünftige Überlegung 
und. bereitwillige Hilfeleistung an jeden notleidenden christ- 
lichen Bruder . . . Wer also verführt, wird frei bleiben von 
jeder Vergewaltigung . . . 
Wer hat wohl der aufrührerischen Menge die schind- 
liche Lüge beigebracht, dass es erlaubt sei, die Juden nieder- 
zuschlagen? Wenn man erwügt, dass die Krawalle gleich- 
zeitig an vielen Orten Russlands ausbrachen, und zwar 
genau zu derselben Zeit, da die Bestrebungen der Feinde 
der öffentlichen Ordnung einen bedenklichen Aufschwung 
genommen hatten, kann man den Gedanken nicht von der 
Hand weisen, dass diese Krawalle nicht im Religionshass, noch 
in der ökonomischen Überlegenheit der Juden ihren Grund 
hatten, sondern in den Hetzereien der Feinde des Staates, 
der Gesellschaft und der. heiligen Kirche. Der tobende 
Póbel erscheint dabei lediglich als ihr blindes Werkzeug 
Die Aufwiegler des Póbels aber verstecken sich hinter dem 
Rücken der einfültigen Menge, benutzen ihre falschen Vor- 
stellungen über die Juden und steigern den Religionshass 
des Volkes, während sie selbst ganz andere Ziele verfolgen; 
sie wollen das Volk an Unruhen gewöhnen, in ihm die 
Achtung vor der Person und dem Eigentum erschüttern und 
Verwirrung in den Köpfen anrichten, um allmählich die jetzt 
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