Full text: Die Juden in Russland; Urkunden und Zeugnisse Russischer Behörden und Autoritäten

Babst, Iwan Kondratjewitsch, Professor an der Uni- 
versität Moskau. 
Vieles ist schon über die Juden gesprochen und ge- 
schrieben worden, über ihren kommerziellen Takt, ihre 
Rührigkeit und Gewandtheit, über ihre Lage in unserem west- 
lichen Reichsgebiet und in Weissrussland, über ihre Bezieh- 
ungen zu der eingeborenen Landbevölkerung und über die 
Ausbeutung dieser letzteren durch die Juden . . 
Aber sind denn die Juden allein daran schuld? Liegen 
die wirklichen Ursachen nicht vielmehr in den Gesetzgebungen 
aller christlichen Staaten und in jenen Schicksalen des 
jüdischen Volkes, die so klar vor unseren Augen liegen, die 
durch ihre Grausamkeiten uns betroffen machen und jedem 
wahren Christen einen Schauder einflössen? Mit der Mutter- 
milch schon saugen wir die Auffassung ein, als sei der Jude 
nicht ein ebensolcher Mensch, wie wir, wie ja auch jedes 
adelige junge Herrchen von Kindheit an sich daran gewöhnt, 
seinen Diener Mischka oder Wanka als eine Art niedrigeren 
Geschöpfes zu betrachten, bei dem selbst die Haut irgendwie 
anders beschaffen ist. Aber auch Wanka und Mischka saugen 
ihrerseits nicht gerade die freundschaftlichsten Gefühle für 
ihre Herren Junker Michailo Wassilitsch und Iwan Petro- 
witseh ein. Daher stammt jene Feindschaft zwischen den 
Ständen, daher der Knechtssinn und der Hang zu Spitz- 
bübereien auf der einen und die Geringschätzung auf der 
andern Seite. Daher jene unerschütterliche Überzeugung, 
dass der Lakai nicht ehrenhaft sein könne, dass er jeden 
Augenblick bereit sei, uns zu betrügen — „für nen 
Groschen würden sie uns verkaufen,“ - wie Famussow 
sagt.... 
Ganz dasselbe kann man von den Juden sagen. So- 
lange der Jude unterdrückt ist, solange er das Bewusstsein 
seiner Schwäche und der Unmöglichkeit, sich von dem auf 
ihm lastenden Joche zu befreien, besitzt, solange wird er zu 
allen möglichen erlaubten und unerlaubten Mitteln seine Zu- 
flueht nehmen, um auf irgend eine Weise sieh jenem Joche 
zu entziehen. Solange wir, die Christen, nicht unserem jüdi- 
schen Bruder zugeben, dass er ein ebensolcher Staatsbürger 
Juden in Russland 
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