Full text: Die Juden in Russland; Urkunden und Zeugnisse Russischer Behörden und Autoritäten

— 1711 — 
So hat es sich denn als unumgänglich notwendig her- 
ausgestellt, auf die cine oder andere Weise den im Übermass 
angehäuften Arbeitskräften, die selbst nach einem erweiterten 
Thätigkeitsgebiet strebten, einen natürlichen Abfluss zu 
schaffen. Die den jüdischen Handwerkern erteilte Erlaubnis, 
ihre Thätigkeit über die Grenze ihres eigentlichen Ansiedelungs- 
gebietes hinaus zu verpflanzen, erweist sich als eine weit 
wichtigere Massnahme, als es auf den ersten Augenblick 
erscheinen. könnte. Es unterliegt keinem Zweifel, dass auf 
diesem Wege nicht nur die Lage der Juden, sondern auch 
die der christlichen Bevölkerung der westlichen Gouverne- 
ments gebessert wird. Die Übersiedelung eines grossen Teils 
der jüdischen Handwerker nach den inneren Gouvernements 
muss dazu beitragen, dass die Beziehungen zwischen Pro- 
duzenten und Konsumenten sich normaler gestalten. Die 
in den westlichen Gouvernements zurückgebliebenen Hand- 
werker, die jüdischen sowohl wie die christlichen, werden 
nicht mehr. wie bisher gezwungen sein, zu allerhand Konkurrenz- 
manövern, zur Preisdrückerei und Verschlechterung der 
Qualität ihrer Waren ihre Zuflucht zu nehmen, um sich nur 
überhaupt ein. Absatzgebiet zu verschaffen. Die nach den 
inneren Gouvernements übersiedelnden jüdischen Handwerker 
aber werden den Mangel an tüchtigen Kräften beseitigen, 
der sich in den grossrussischen Gouvernements fühlbar 
macht. Das ist um so wahrscheinlicher, als bereits vor 
einigen Jahren der Regierung von verschiedenen Seiten, so 
zum Beispiel seitens des Adels von Kursk, des Direktors der 
Acciseuverwaltung im Gouvernement Kursk, des Adels von 
Smolensk und des Militairgouverneurs von Waronesch Pe- 
titionen unterbreitet wurden, des Inhalts, dass den jüdischen 
'l'echnikern, Branntweinbrennern, Destillateuren und Bierbrau- 
ern der Aufenthalt in den inneren Gouvernements des Reiches 
gestattet werden möchte. Veranlassung zu diesen Petitionen 
gab der grosse Mangel an solchen Leuten ausserhalb des 
jüdischen Ansiedelungsgebietes sowie der Umstand, dass die 
tüchtigsten Fachleute im Brennereigewerbe fast ausnahmslos 
Juden sind, da dieses Gewerbe bisher vorzugsweise im west- 
lichen Russland, d. h. in denjenigen Orten blühte, wo den
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.