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wo vex jedermann klar sein müsste, dass unsere alte Gesetz-
gebung mit allen ihren AÁusnahmebestimmungen über die
Juden ein bereits überwundener Standpunkt ist, und dass man
je eher, je lieber einenliehtvolleren und menschlieherei Weg ein-
schlagen müsse. Hier handelt es sich nicht um ,,prügelu oder
nicht prügeln, wie die erwähnte Zeitung ganz ungeniert paro-
diert, sondern um sein oder nicht sein,*)* d. h. darum, ob
Russland ein europäischer Kulturstaat sein, oder auf. die Stufe
eines asiatischen. Klianats. lünabsteigen soll.
,Die Staaten* — meinte noch im vorigen Jahrhundert
sehr richtig ein berühmter Schriftsteller — „vereinigen die
Menschen zu dem Zweck, damit jeder Einzelne in «eser
Vereinigung besser und sicherer sein individuelles Los ge-
niessen könne. Die Summe der einzelnen Vermögen der
Staatsmitglieder bildet eben den Wohlstand des ganzen
Staates. Einen andern Wohlstand eines Staates giebt es nicht. .
Jeder andere Wohlstand eines Staates, bei dem auch nur
wenige, auch nur einzelne Mitglieder leiden müssen, ist nichts
als nur die Beschönigung einer gesetzlosen Despotie.“
S. — (1882. Nr. 96. — Jedes Volk muss erzogen
werden. Als Erzieliungsanstalt dient für das Volk das Leben
im staatlichen. Verbande. Nun wird uns vom gegnerischen
Lager der Vorschlag gemacht, dass der Staat sich im wei-
teren Verlauf seines Daseins an gewisse Grundelemente wende,
die in den „geheimen Tiefen des Volksgeistes‘“ verborgen
sind. Der Sinn dieses Vorschlags besteht darin, dass der
Staat das Volk nicht führen, sondern hinter ihm herschreiten
soll. Er muss also in Bezug auf das Volk die Bedeutung
eines Erziehers einbüssen und selbst zu seiner Ausbildung
und Belehrung sieh nach den ,geheimeu Tiefen des Volks-
geistes* begeben. Bei der Judenfrage wird, wie wir gesehen,
dieser Ansicht über das gegenseitige Verhältnis zwischen
Staats- und Volksleben in krasser Form Ausdruck gegoben.
Da num aus den „geheimen Tiefen* sich eine Macht erhebt,
welche die Juden totschlägt, so folgt daraus, dass man sie
*) Ein Wortspiel, da im Russischen bytj sein und bitj —
schlagen ähnlich klingen.
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