Full text: Die Juden in Russland; Urkunden und Zeugnisse Russischer Behörden und Autoritäten

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Aufmunterung aus diesem Zustande emporgehoben werden 
können. Andererseits kam in Betracht, dass eine Um- 
gestaltung von langjährigen Gewohnheiten nur durch eine 
unmerkbare Hinlenkung der Interessen nach einem anderen, 
besseren Ziele erreicht werden kann, dass alle Reformen, 
die in Übereilung, unter grossen Umwälzungen vor sich 
gingen, von geringer Dauer waren, dass bei Aufzählung der 
Beweggründe, welche die menschlichen Handlungen be- 
stimmen, stets der persönliche Vorteil mit zu berücksichtigen 
ist, dass bei allen Einrichtungen, die auf Grund privater 
Interessen entstanden, sich in Freiheit entwickelten und durch 
das Gesetz lediglich die Direktive erhielten, eine innere, 
Halt verleihende Kraft zu Tage trat und ein unerschütterliches, 
auf der Zeitdauer und dem persönlichen Nutzen beruhendes 
Fundament vorhanden war; dass man daher die Lage der 
Juden durch massvolle und allmählich wirkende Mittel ver- 
bessern muss, indem man ihnen die Wege zur Wahr- 
nehmung ihres eigenen Vorteils eröffnet und ihnen nur alle 
Möglichkeiten, von diesem Wege abzuweichen, verschliesst. 
Das Komitee konnte zwischen diesen beiden Erwä- 
gungen nicht schwanken und gründete alle zur Hebung der 
Juden in Aussicht genommenen Mittel auf die letztentwickelte. 
Alle einzelnen Massnahmen, die in die „Verordnung“ von 
ihm aufgenommen wurden, sind nichts weiler als die An- 
wendung dieser geräuschlosen, gemässigten, stufenweise vor- 
gehenden Methode, die sich auf dem persönlichen Interesse 
der Juden und der Förderung ihrer politischen Existenz 
gründet. Überall wünschte das Komitee den Juden zu zeigen, 
dass die Hegierung, indem sie ihnen in wohlthátiger Fiir- 
sorge die Land reicht, sie nicht mit Gewalt aus ihrer ge- 
genwürtigen Lage herausreissen will, sondern vielmehr darauf 
bedacht ist, sie mittelst ihres eigenen Interesses einem besseren, 
hoffnungsvolleren, für sie selbst vorteilhafteren Zustande zu- 
zuführen; dass sie, indem sie ihre Gewissensfreiheit schützt, 
ihre Religion völlig unangetastet lüsst, ja selbst ihre Vor- 
urteile schont, in allem nur das eine Ziel verfolgt: ihre 
materielle Lage auf gesetzlicher Grundlage sicherzustellen 
und sie an den Vorteilen und der Achtung teilnehmen zu
	        
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