Full text: Die Juden in Russland; Urkunden und Zeugnisse Russischer Behörden und Autoritäten

77 —- 
der alten Welt in ihrer Beziehung zum Christentum. Eine historische 
Untersuchung des Bischofs Chrysanth. St. Petersburg 1878. Bd. IIT, S. 161, 
168, 241, 279, 287, 296. 306, 317, 324, 3926. 
Vater Thomas Jelenewski, Erzpriester und Obergeist- 
licher an der Kathedrale zu Elisabetgrad. 
Der Mittwoch und der Donnerstag der Osterwoche 
dieses Jahres waren in unserer Stadt durch traurige Ereig- 
nisse getrübt. Man schämt sich, davon auch nur zu reden, 
was an diesen 'l'agen in unseren Gassen vorgefallen ist. 
Man schümt sich dessen, dass Leute, die sich fiir Anhiinger 
des auferstandenen Heilands Jesu Christi ausgeben, daraut 
verfallen konnten, die Häuser ihrer jüdischen Mitbürger zu 
zerstören und ihre Habe zu plündern. Wie traurig, wie be- 
klagenswert: friedliche Bürger verwandeln sich plötzlich in 
eine Schar von mitleidlosen Mördern und Räubern! Und 
wer ist’s, den sie überfallen? Ihre eigenen Mitbürger, die 
zwar durch ihr Glaubensbekenntnis sich von uns unterscheiden, 
die aber friedlich unter uns leben, unter dem Schutz eben 
derselben bürgerlichen Gesetze! Eine solche Handlungs- 
weise darf nieht ungerügt bleiben, und so nehmt denn, o 
Brüder, Tadel und Verurteilung dieses, eines Christen unwür- 
digen Verhaltens entgegen! Durch dieses Verhalten haben 
wir erstens die Heiligkeit unseres höchsten christlichen Feier- 
tags, der Auferstehung Christi, geschändet. Der auferstandene 
Heiland hat uns nicht geheissen, also zu verfahren. Er hat 
uns im Gegenteil das heilige Gebot gegeben, unsern Nächsten, 
wer er auch sein mag, zu lieben wie uns selbst . . . Dem- 
nach haben wir durch diese, eines tugendhaften Menschen 
unwürdigen Schandthaten uns vielmehr als Frevler wider die 
Gebote Christi erwiesen. Zweitens aber haben wir durch 
unser Verhalten gegen unsere jüdischen Mitbürger an diesem 
erhabenen Feste das heilige und unvergessliche Andenken 
unseres in Gott. ruhenden Herrn und Kaisers Alexander 
Nikolajewitsch schwer geschándet. Dieser grosse Menschen- 
freund war wührend seiner Regierung stets darauf bedacht, 
wie er alle seine Unterthanen — Christen, Juden, Mohamme- 
daner und selbst Heiden — vor dem bürgerlichen Gesetz und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.