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„Naturbeziehung auf Luft und Erde“ herstellte. Das sonst literarisch ganz
unbedeutende dramatische Spiel „Die Zwerge“ (Berlin 1805) enthält gleich-
- falls einen Hinweis auf die vierelementarische Natur. Der Zwerg Eisbart be
klagt sich über das Eindringen der Menschen, die eben auf der Suche nach
| der verschwundenen Königstochter Almadora sind, in das unterirdische, „tiefe
Haus“ der Zwerge, „wo sonst nur mächt’ge Fluten, Luftströme oder alte
Feuergluten die Ruhe unterbrechen“. Das nur fragmentarisch mitgeteilte
„Elfenspiel“ „Das translocirte Aschersleben oder die Walpurgisnacht“ 18 ),
worin der Elfengeist Puck sich einmal in einer Nacht den mutwilligen Scherz
erlaubt, die „gute“ Stadt Aschersleben aus Halberstädt’scher Erde nach Sizi
lien zu versetzen, eine „poetische Kinderei“, wie es Fouque selbst nennt, sei
deshalb erwähnt, weil es uns das früh erwachte Interesse des Dichters für
die Welt der Elementargeister verbürgt, die er schon in der Zeit seiner ersten
poetischen Versuche in den Kreis seiner literarischen Tätigkeit gezogen hat.
Als deren bedeutsamstes Produkt steht die zuerst im Frühlingshefte der
„Jahreszeiten“ 1811 mitgeteilte Erzählung „Undine“ im Vordergründe.
Über die Entstehung der Erzählung, ihre Erfolge und weiteren Schick
sale, über ihren Zusammenhang mit der Stauffenberger Sage ist bereits von
anderer Seite gesprochen worden 111 ). Hier sei das stofflich-stilistische und
sagengeschichtliche Moment in spezieller Hinsicht auf unser Thema der Ge
genstand eingehehender Würdigung.
Fouque selbst wendet das Wort A. W. Schlegels auf seine Dichtung
an: „Undine bleibt die erste Liebe, und die fühlt man nur einmal“) Auf
keines seiner Werke hat der Dichter einen so reichlichen Born wundersüßer
Naivität und entzückender Zartheit ausgegossen als auf diese „wehmütig
heitere Geschichte des armen Wasserfräuleins“.
„Du siehst jetzt wirklich eine Undine“, sagt sie selbst in ihrem Berichte
; voll treuherziger Offenheit am Tage nach der Vermählung zu dem ihr ange
trauten Huldbrand. Was ihr selbst bekannt ist von dem geheimnisvollen
: Geisterreiche, dem sie angehört, von ihrer entzückend schönen Heimat, von
ihren Eltern, von dem Wunsche und Willen ihres Vaters, eines mächtigen
Wasserfürsten im mittelländischen Meere, das eröffnet sie ihrem Gatten, dem
I sie nicht durch Trug zugehören will. Die wenigen Worte, die der Dichter in
dem Parazelsischen Buche von den Nymphen, abstrus und klobig, vorgefunden
hat, ordnen sich im Munde dieses Wassermädchens zu einem ungemein lieb
lichen, ergreifend einfachen Geständnisse, das vor unseren Blicken die Herr
lichkeiten des Wasserreiches aufrollt und uns noch viel Schöneres von jener
märchenhaften, verborgenen Welt ahnen läßt, die jetzt von rauschenden
■ „Fluten mit heimlichen Silberschleiern“ überzogen ist, um sie den Blicken
I der Sterblichen zu entziehen, die solche Pracht zu schauen heute nicht mehr
würdig sind. Die Geschöpfe, die in diesem Zauberreiche wohnen, sind
bessere, höher geartete Kreaturen als die Menschen; wie glücklich aber wären
i sie erst, wenn "nicht „ein gar Übles“, eine große Sorge auf ihnen lastete,
nämlich, daß sie und alle ihresgleichen in den anderen Elementen dereinst
verstießen und vergehen müssen mit Geist und Leib, daß sie ohne Ewigkeits-
>K ) Lebensgeschichte,S. 237—240.
■”) Wilh. Pfeiffer, Über Fouques Undine, Heidelberg 1903. Dazu die Rezension von
Jak. Minor, Göttinger Gel. Anzeig. Sept. 1903, Nr. 9 Sp. 739—744.