Full text: Die Praxis des gleitenden Übergangs in den Ruhestand

"Vorruhestand und Altersfreizeit” für die Beschäftigten im Kali- 
und Steinsalzbergbau, einschließlich der dazugehörigen Neben- 
betriebe sowie Verwaltungen in Hessen, Niedersachsen, Nord - 
rhein — Westfalen und Süd - Baden (Abschluß 19.3.1985, gültig vom 
1.5.1985 — 31.12.1988), 
"Vorruhestand und Alters — Teilzeitarbeit" für die Arbeitnehmer der 
Südwestdeutschen Salzwerke AG und der Kali- Chemie AG, Werk 
Wimpfen (Abschluß 7.3.1985, gültig vom 1.4.1985 — 31.12.1988), 
und 
"Vorruhestand und Alters — Teilzeitarbeit" bei der Firma Fluß - 
und Schwerspatwerke Pforzheim GmbH, Pforzheim (Abschluß 
17.4.1985, gültig vom 1.4.1985 — 31.12.1988) 
in Kraft. 
Die jeweiligen Tarifverhandlungen wurden dabei auf seiten der Arbeit -— 
geber für den Kali- und Salzbergbau vom Kaliverein e.V. (Hannover) 
und ansonsten von Vertretern der jeweiligen Unternehmungen geführt; für 
die Seite der Arbeitnehmer verhandelte jeweils die Industriegewerkschaft 
Bergbau und Energie. . 
Sozio — ökonomischer Hintergrund der Tarifverhandlungen und damit 
auch der Tarifverträge ist, daß alle hier angesprochenen Unternehmungen 
bzw. Unternehmungsteile Bergbaubetriebe sind, die seit Jahren mit mehr 
oder weniger großen ökonomischen Schwierigkeiten, insbesondere Absatz — 
problemen, zu kämpfen haben. 
Dies gilt nicht nur für den Kali- Bereich, wo aufgrund der (weltweiten) 
Krise in der Landwirtschaft die Nachfrage nach Dünger und damit auch 
nach dem Rohstoff Kali zurückgeht; auch milde Winter und zunehmendes 
ökologisches Bewußtsein lassen den Steinsalzabbau schmelzen. 
Hinzu kommt ein Rückgang der Weltmarktpreise und des Dollarkurses, 
Umstände, die einzelne Unternehmen, gerade wenn sie zu über 50% vom 
Export abhängig sind, schnell in die roten Zahlen rutschen läßt. Die Folge 
ist nicht nur Kurzarbeit in den entsprechenden Bereichen, sondern insbe — 
sondere Personalabbau. So hat z.B. die Kali—- und Salz- AG ihr Perso -— 
nal im Jahre 1987 von über 9.000 auf heute etwa 8.200 Beschäftigte 
abgebaut und auch von der Wintershall AG konnte man erfahren, daß bis 
1990 ein Personalabbau von über 1.000 Beschäftigten geplant ist. Da es 
sich hierbei aber z.T. um ganze Betriebsstillegungen handelte, wurden 
diese Personalabbaumaßnahmen weitgehend über Sozialpläne abgewickelt. 
Auch wenn der Personalabbau bei den anderen hier interessierenden 
Unternehmungen nicht so weitreichend war, war es jedoch Hauptabsicht 
der IG Bergbau und Energie, über den Weg der tarifvertraglichen 
Umsetzung des Vorruhestandsgesetzes einen Arbeitsmarkteffekt zu erzielen; 
man wollte einen Beitrag leisten zur Vermeidung von Entlassungen gerade 
älterer Arbeitnehmer, zur Sicherung bestehender Arbeitsverhältnisse und 
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