Aus dieser Erfahrung heraus mußte für die. Einführung des GÜR ein
Zeitpunkt gefunden werden, der, anders als bei der Abschaffung der
58er — Regelung, in einem für die Unternehmung günstigen politischen
Klima lag. "Wir können eben dann nur versuchen, Situationen günstig
auszunutzen. (125)
Erstens wurde die zukünftige gesamtwirtschaftliche Situation so ein-
geschätzt, daß aufgrund des Andauerns der hohen Arbeitslosigkeit das
Vorruhestandsgesetz "... zumindest bis 1990 verlängert wird ...". Die spätere
Einführung des GUR -— aufgrund dieser prognostizierten politischen
Rahmenbedingungen — wäre erheblich erschwert worden, weil sich dann
Betriebsrat und Beschäftigte in ihrem Interesse, eine Verlängerung der
58er —- Regelung zu erreichen, auf diese politischen Rahmenbeindungen
hätten berufen können. "Dann hätten wir große Probleme gehabt zu sagen.
von wegen, wir machen was anderes ...".(106)
Zweitens spielten neben den gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen
die Konzern - Rahmenbedingungen bei der Bestimmung des günstigsten
Zeitpunkts eine Rolle. Dies bedeutete für die Unternehmung, daß der
Abschluß der Betriebsvereinbarung über den GÜR zu einem Zeitpunkt
stattfinden mußte, zu dem bei der Mutter über die Verlängerung der dort
praktizierten 58er — Regelung noch nicht entschieden war. "... Wenn eben
(die Mutter) eine 58er - Regelung abschließt, dann hat’s unser BR sehr
schwer zu argumentieren, warum wir nicht. Aber solange (die Mutter)
noch nicht abgeschlossen hatte, konnten wir eben sagen, wir greifen an,
wir sind aktiv ...".(106)
Drittens war der Unternehmung bekannt, daß die Betriebsräte der
Branche untereinander einen guten Kontakt pflegen. Auch hier mußte eine
Situation genutzt werden, in der ein Trend in der Verrentungspraxis
innerhalb der Branche noch nicht festgeschrieben war. "Es läßt sich immer
schlecht argumentieren, daß es einer anders macht als die anderen."(108)
Viertens war der neue Betriebsrat noch nicht lange im Amt. "Jetzt am
Anfang, wenn gerade die (Gewerkschaft) gestärkt aus der ganzen Lage
hervorgegangen, daß am Anfang letztlich der Amtsperiode von drei Jahren
läßt sich natürlich noch mehr bewegen, auch unangenehme Einschnitte
machen, als kurz, wenn die neue Wahl wieder bevorsteht. So daß das ein
günstiger Zeitpunkt gewesen ist. also große Projekte über die Bühne zu
ziehen. "(67)
Fünftens war sich die Unternehmung bewußt, daß eine in der Unter -—
nehmung seit Jahren praktizierte 58er- Regelung nur sehr behutsam
abgeschafft werden könnte und damit die Einführung des GUR frühzeitig
erfolgen mußte. "Aber gerade so ein diffiziles Thema wie hier, was nun
jeden der Betroffenen nun sehr stark angehen kann, ob mit 58 oder 59
oder auch erst später, da muß ich schon frühzeitig anfangen. Denn je
Yil