Arbeitszeit ist jedoch als Gestaltungsvariable menschlicher Arbeit nicht
sinnvoll von der Arbeitsinhaltsgestaltung isolierbar:
Unternehmungen mit strategisch orientierter Personalpolitik gehen von
daher gezielt dazu über, konkrete Arbeitsplatzplanungen für ältere
Arbeitnehmer vorzunehmen. Ziel dieser Planungen ist es, unter Berück-—
sichtigung heutiger und zukünftiger Belegschafts — und Arbeitsplatzstruk —
turen sowie der technischen Möglichkeiten und ökonomischen Erforder —
nisse Arbeitsinhalts —- und Arbeitszeitmaßnahmen einzuleiten, die älteren
Arbeitnehmern ein produktives, altersadäquates, leistungs-— und qualifika-—
tionsgerechtes Weiterarbeiten zumindest bis zur "normalen" Altersgrenze
ermöglichen.*>
GUR kann in dem Zusammenhang eine leistungssichernde und lei-
stungsfördernde Funktion zukommen, weil er -— insbesondere bedingt
durch die Verkürzung der Arbeitszeit — z.B. die individuelle Arbeits —
motivation, die zeitproportionale Belastbarkeit oder die Konzentrations —
fähigkeit (über die Arbeitszeit) erhöhen und die Fehlzeiten, die Sozial-
kontakte oder auch die Ermüdungsneigung verringern kann.*° Gleitmodelle
als Alters — Teilzeitarbeit — Modelle schaffen somit die Voraussetzungen, das
Leistungsverhalten und damit die Produktivität der älteren Beschäftigten zu
erhöhen; dies gilt insbesondere für solche Arbeiten, bei denen die zeitli-
che Dauer der Belastungseinwirkung einen zentralen Beanspruchungsfaktor
darstellt.”
Dies heißt nun allerdings nicht, daß der Kreis der Anspruchsberechtig —
ten für den GUR auf solche Beschäftigten beschränkt bleibt, die unter
körperlich schwer belastenden Bedingungen arbeiten. Im Gegenteil: Gerade
im Angestellten- und Managementbereich kann der GUR ein bisher
unterschätztes personalwirtschaftliches Potential entfalten.
Was die damit angesprochene arbeitsorganisatorische Umsetzung von
Alters — Teilzeitarbeit anbelangt, so erscheint eine abschließende Beurtei-
lung der technisch — organisatorischen Machbarkeit und betriebswirtschaft —
lichen Vertretbarkeit von Teilzeitarbeit zur Zeit noch nicht möglich; zu
sehr wird die heutige Debatte noch von Vorurteilen, Angsten (vor
95 Vgel. z.B. für Daimler — Benz: Zöller, W. (1987). Vgl. auch Friedrich, W. (1986)
96 Vgl. Schüle, U. (1987), S. 176-177; Stitzel, M. (1984), S. 376-433; Weis, P. (1983),
S. 251-252.
Vgl. Stitzel, M. (1984), S. 420f. "Die leistungsstabilisierende Wirkung einer Bean-
spruchungsreduktion im Rahmen des GÜR ergibt sich auch aus den gerontologi—
schen Forschungen in der DDR zur ’Rentnerarbeit’, also einer Berufstätigkeit im
Alter zwischen 65 und 70 (ggf. auch bis zu 75) Jahren." (ebenda, S. 421-422); vgl.
dazu Eitner, S./Rühland, W./Siggelkow, H. (1975).