Wechselschichtarbeit entstehen. Hier ergeben sich sowohl familiäre Pro -—
bleme als auch Schlafstörungen, die längerfristig negative gesundheitliche
Auswirkungen zur Folge haben"?*,
Allerdings darf nicht übersehen werden, daß die Zigarettenindustrie seit
Jahren zu den sozialpolitischen Vorreitern in unserer Wirtschaft zu zählen
ist; die Sozialleistungen müssen als weit überdurchschnittlich betrachtet
werden, obwohl es auch dieser Branche "nie um blinden Fortschrittsglau —
ben (ging), sondern um Maßnahmen von bleibendem Nutzen und sinnvolle
Erleichterungen für das Leben des einzelnen Mitarbeiters in den Grenzen,
die die Wirtschaftlichkeit setzt"?
So gilt in der Zigarettenindustrie — als erstem Industriezweig — bereits
seit 1959 die 40- Stunden - Woche, seit 1969 wird für Schichtarbeiter
anstelle von Erschwernis- und Schichtzulagen zusätzliche Freizeit
gewährt?®, es gelten besondere Kündigungsschutzvorschriften für ältere
Arbeitnehmer (ab Vollendung des 50. Lebensjahres), es existiert ein
Begabten—- und Bildungsförderungswerk, durch das Stipendien und Bil-
dungsfreizeiten für Werksangehörige und deren Familienmitglieder aufge —
bracht werden; Kinder von Werksangehörigen können an kostenlosen
Ferienverschickungen teilnehmen; es stehen Sport— und andere Freizeit —
einrichtungen (z.B. Berghütten) zur Verfügung; es werden Jubiläumsgelder
gezahlt, es existiert eine gute betriebliche Altersversorgung, nicht zu ver-
gessen die kostenlose monatliche "Zigarettenration” usw. Darüber hinaus
zeichnet sich die Zigarettenindustrie nicht nur dadurch aus, daß ein 13.
und 14. Monatsgehalt tariflich abgesichert ist, es existiert auch ein über -—
durchschnittlich hohes Lohnniveau. Bereits 1975 wurde die Differenzierung
nach Lohnempfängern und Angestellten durch einen einheitlichen — aber
betriebsspezifisch umsetzbaren — Entgelt—- und Manteltarifvertrag weit —
gehend aufgehoben?”’, eine sozialpolitische Errungenschaft, die im Bereich
der chemischen Industrie erst 1987 zustande kam und dort als sozial-
und gesellschaftspolitischer Durchbruch, als "Jahrhundertvertrag" gefeiert
wurde. Bezüglich der betrieblichen und tarifpolitischen Sozialpolitik in der
Zigarettenindustrie muß jedoch gesehen werden, daß es sich die Zigaret—
tenindustrie aufgrund ihrer Ertragslage — wenn auch mit unternehmungs —
spezifischen. Unterschieden — lange Jahre leisten konnte, eine großzügige
Sozial - und Entgeltpolitik zu betreiben. Auch wenn diese Sozialleistungen
häufig im sozialintegrativen Interesse der Unternehmungen liegen, sind sie
nicht "freiwillig" gewährt worden. Vielmehr sind sie weitgehend als Er-
gebnis von Verhandlungen zwischen Arbeitgeber— und Arbeitnehmerver —
iretungen zu sehen, wobei den Arbeitnehmervertretungen, ob NGG oder
24 Krusche, R. (1982), S. 20.
25 Zander, E. (1978), S. 131.
26 Vgl. Krusche, J. (1982), S.II und 63.
27 Vgl. Zander, E. (1978), S. 131-132; vgl. auch Wolf, J. (1981), S. 15-16.
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