Full text: Die Praxis des gleitenden Übergangs in den Ruhestand

Hinzu kam, daß man sowohl auf seiten der Arbeitgeber— als auch der 
Arbeitnehmervertretung gewisse Schwierigkeiten und Probleme älterer 
Arbeitnehmer mit den neuen Techniken und Maschinen sah. Der erzielte 
Kompromiß ermöglicht von daher, Personal- und Qualifikationsstruktur — 
veränderungen (Verjüngung der Belegschaft, Trennung von leistungs — 
geminderten, nicht adäquat ausgebildeten Arbeitnehmern) vorzunehmen 
und auf diese Weise den technologischen Wandel schneller zu bewältigen. 
Hinzu kommt der Beitrag einer solchen Regelung zur "Humanisierung der 
Arbeit"; älteren Arbeitnehmern wird ermöglicht, den antizipierten techno — 
logischen Anpassungsschwierigkeiten zu entgehen und/oder die Arbeits -— 
belastungen zu reduzieren. Gleichzeitig wird der beschäftigungspolitische 
Aspekt dieser Regelung gesehen, denn bei der Verabschiedung der 
Sudermühlenregelung wurde vereinbart, daß "die Zigarettenindustrie ... sich 
bemühen werde, insgesamt so viele Neueinstellungen vorzunehmen, wie 
durch diese Regelung Mitarbeiter freigestellt werden. Hierbei wird sich 
unser Augenmerk vor allem auf die Einstellung von Auszubildenden rich — 
ten, um auf diese Weise einen weiteren Beitrag zur Beseitigung der 
Jugendarbeitslosigkeit zu leisten. Zum anderen wollen wir in einer prakti- 
schen Weise zu menschengerechterer Gestaltung unseres Arbeitslebens 
beisteuern, indem ältere Mitarbeiter früher, als es die staatliche Renten — 
versicherung erlaubt, in den Ruhestand gehen können. Mitarbeiter dieser 
Gruppen sollen daneben die Wahlmöglichkeit haben, gleichsam in den 
Ruhestand hineinzugleiten, indem sie nur noch die Hälfte der betriebs — 
üblichen Arbeitzeit leisten. Auf diese Weise können die Anpassungs — 
Schwierigkeiten abgemildert werden, die durch Automation und technischen 
Fortschritt entstehen. Dies entspricht letztlich der sozialpolitischen Ver - 
oflichtung der Unternehmen."*° 
In die gleiche Richtung argumentiert auch Ronald Graf von . der 
Gewerkschaft NGG: "Leitgedanke ... waren drei Säulen, auf denen die 
qualitative Tarifpolitik ruht: 
1. Human — Aspekt (Abbau von Belastungen durch Freizeit) 
2. Psycho — sozialer Aspekt (Abbau des Pensionsschocks durch einen 
gleitenden Übergang in den Ruhestand) 
Beschäftigungsaspekt (durch freigewordene Arbeitsplätze neue 
Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen und vorhandene Arbeitsplätze zu 
sichern)"**. 
Bezüglich der Modellkomponente "Entgeltgestaltung" war man sich hin- 
sichtlich des vollen Lohnausgleichs (100% Entgeltausgleich einschließlich 
Zulagen etc.) für die 20 Std. —- Regelung auch relativ schnell einig. Strittig 
war hingegen lange Zeit die Frage, wieviel Entgeltausgleich diejenigen 
Arbeitnehmer bekommen sollen, die voll aus der Unternehmung aus - 
3 
40 Zander, E. (1978), S. 132. 
41 Graf, R. (1989), S. 193. 
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