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ist der Erde tragfähigstes Lasttier und duldet, so lange er
eben kann.
Endlich aber tagt jedermann die Stunde, wo er durchschaut,
daß weder mit Vernunft und Ethik noch mit Arbeit und Güter
erzeugung die dem Volke zertretene Seele zu erneuern ist, daß
weder Kriege etwas ändern noch Revolutionen, weder Christen
tum noch Freigeisterei, weder Vaterland noch Internationale.
Denn das Geschick der Erde hängt einzig am Lebensgefühl der
gewandelten Herzen.
Und wenn alle Hoch- und Anbilder der Wirtschaft, Glück
und Wohlstand für alle verwirklicht sind (wir wünschen es! wir
wollen es!!), gar nichts wäre verändert, wenn nicht diesem muster
gültigen Wirtschaftskörper eingeblasen würde: eine neue Seele.
Wenn er nicht Ausdruck und Leib wäre allliebender Seele, ent
wachsen der Zweckheit; um ihrer selbst willen lebendig.
VIII.
.Hier bin ich ruhig, denn es wartet mein
Die längst bereitete, die neue Stunde
Zm Tode find ich den Lebendigen. . .
Um Mitternacht wird er es uns vollenden.
Dann folgen wir zum Zeichen, daß wir ihm
Verwandte find, hinab in heilige Flammen?
Hölderlin.
Sie ist. Diese Seele ist. Durch alle Schutthalden des ,Geistes,
ist sie noch immer wieder durchgebrochen. Von Jugend an wurde
sie tot geschüttet mit dem Wissen um tote Sachlichkeit. Aber wie
ein großes Feuer in Nahrung wandelt das Holz, woran das
kleine erstickt, so brach starkes Leben aus jedem Grabe als Blume
der Schönheit.
Damit sind wir was.wir sind. Ohne Widerspruch; ohne Ge
frage. ,Objektiv*— das ist ein anderes Wort für: gleichgültig. Alle
Fragen und Zwiste unsres Denkens sind Scheinfragen und Schein
zwiste. Sie werden eines Tages dadurch gelöst werden, daß man
nicht mehr so fragen wird und die heute so Fragenden nicht mehr
versteht. Immer aber lebt Schönheit und Seele. Dumpf, stumm, un
gelöst; wo noch Volk lebt. Bei den Tieren, de» Blumen, den Steinen.
Bei Büßenden, Dirnen, Unterdrückten. Geist gebunden an Blut.
... Ich stehe an einem Frühlingsteiche und werfe den Stein
hinein. Da erzittert die leuchtende Fläche in Millionen Ringen.