Full text: Pädagogische Psychologie

8& 9. Grundiegung. 
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Geist die Herrschaft über den Körper erlangt, dies dagegen folgt 
aus dem Gesetze, daß beim Erwachsenen die seelischen Rich- 
tungen immer bestimmter, womöglich einseitig werden und sich 
schließlich verfestigen. So steht denn in dieser Beziehung der 
Unterschied der Temperamente wohl in der Mitte der 
seelischen Differenzen: Wichtig genug für das Kindesleben, 
erscheint er noch wichtiger beim Erzieher. Noch mehr gilt das 
von dem letzten psychischen Unterschied, den die pädagogische 
Psychologie festzustellen hat, von jenen Verschiedenheiten, die 
in der ausgeprägten Vorliebe für einen der vier absoluten Werte 
des Wahren, Guten, Schönen und Heiligen bestehen. Sie zeigen 
den Menschen als Herren über bloßes Sinnenleben und können 
daher mit voller Deutlichkeit erst beim Erwachsenen hervor- 
treten. Freilich sind diese typischen Differenzen, die wir als 
Werttypen bezeichnen möchten, bisher kaum beachtet worden, 
Man hat nur den meistens ausschließlich im intellektuellen Sinne 
verstandenen Begabungsunterschieden seine Aufmerk- 
samkeit geschenkt, weil das der Gesichtspunkt zu sein pflegt, 
unter dem der Lehrer an erster Stelle die Schüler betrachtet. 
Da aber Begabung und Interesse nicht durchweg in so engem 
Zusammenhange stehen, wie es zunächst den Anschein haben 
könnte, und man den Begriff der Begabung in der Regel nicht 
auf alle Wertgebiete ausdehnt, behandeln wir die Begabungs- 
unterschiede für sich und machen mit den Werttypen den 
Abschluß. 
3. Die größte Bedeutung für die pädagogische Psychologie 
werden stets die Altersunterschiede des Zöglings haben, 
weil sie ihttem Wesen nach genetische Psychologie ist. Wir müssen 
daher den Alterstypen besondere Aufmerksamkeit schenken. Im 
allgemeinen Teile haben wir die Altersabschnitte des heran- 
reifenden Menschen gegeneinander abzugrenzen, durch den be- 
sonderen Teil müssen sich diese. Unterschiede wie ein roter 
Faden hindurchziehen. Am meisten bewährt hat sich die alte 
aristotelische Einteilung in drei Abschnitte von je sieben Jahren, 
vom 1. bis 7., 7. bis 14, und 14. bis 21. Lebensjahre. . Wir be- 
zeichnen sie als das frühere Kindesalter, das Knaben- und Mäd- 
chenalter und das Jünglings- und Jungfrauenalter, ohne dabei 
auf die Zeitbestimmung als solche besonderen Nachdruck zu 
legen, Dazu ist das Entwicklungstempo bei Süd- und Nord- 
Jändern, Knaben und Mädchen. Kindern aus höheren und nie-
	        
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