Full text: Lenin, Leben und Werk

95 
den Kamp! wieder aufzunehmen, hatten nur zur Folge, daß die 
Entente neue Versuche machte, die Ostfront gegen Deutschland, 
wenn es sein mußte, auf unsere Kosten, wiederhcrzustellen. 
Bei unseren Unterhaltungen öffnete Wladimir Iljitsch mir die 
Augen über die ungeheure Bedeutung Frankreichs für die kon 
tinentale Kriegspolitik. Ich erinnere mich besonders lebhaft an 
das Interesse, das Wladimir Iljitsch dem Besuche des Marquis 
Lubersaque (dessen Verwandter im Jahre 1922 das bekannte 
Abkommen mit Stinnes getroffen hat] entgegenbrachte. Dieser 
junge französische Offizier äußerste seine Begeisterung über die 
von ihm gesehenen ersten Anfänge einer neuen russischen 
Volksarmee, d. h., der Roten Armee, Gleichzeitig damit ver 
folgte Wladimir Iljitsch auf die aufmerksamste Weise unsere 
Versuche, uns mit England durch den speziell zu diesem Zweck 
nach Rußland gesandten Lokhard zu verständigen. Eine Zeit 
lang schien eine solche Verständigung möglich, bis die Meuterei 
der Tschechoslowaken die englische Politik zu einer aktiven 
Intervention drängte. In einer Unterhaltung mit mir sagte 
Wladimir Iljitsch voraus, daß England sich bemühen werde, sich 
mit den anderen Staaten der Reihe nach gegen uns zu ver 
ständigen. Ich antwortete, daß England versuchen würde, auch 
mit uns eine Verständigung herzuslellen, „Mit uns — zu aller 
letzt, nach den anderen“, antwortete Wladimir Iljitsch, 
Sobald die Entente anfing, uns offen anzugreifen und ihren 
Angriff mit konspirativer Arbeit und mit Versuchen verband, in 
unserem eigenen Lande Aufstände herbeizuführen, hielt es 
Wladimir Iljitsch für notwendig, mit einer Reihe von energischen 
Schlägen darauf zu antworten. In solchen Augenblicken brauchte 
man keine Elastizität, sondern eine sofortige Anwendung von 
Gewalt. Aber auch in solchen Augenblicken der Massenverhaf 
tungen usw. wandte Wladimir Iljitsch dort, wo es nötig war, 
eine elastische Behandlung der Fragen an, um unnütze Kompli 
kationen zu verhindern. Die in Wologda sitzenden Entente 
botschafter überzeugten wir von der Notwendigkeit, das Land zu 
verlassen, indem wir ihnen zunächst vorschlugen, nach Moskau 
überzusiedeln, was sie aber entschieden ablehnten. Das Ergeb 
nis davon war, daß ihre Abreise aus Rußland auf die korrekteste 
Weise zustande kam, was uns den weiteren Verkehr mit ihren
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.