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durchläuft) Iljitsch über Gestrüpp und Sümpfe vierzig Werst,
von der Hoffnung vorwärtsgetrieben, irgendwo einen dummen
Vogel anschießen zu können, der ihm so nahe kommen wird, daß
ein verirrtes Schrotkorn des Sonntagsjägers schließlich das un
glückliche Opfer träfe.
Am deutlichsten zeigte sich Iljitschs Sportnatur beim
Schachspiel,
Bekanntlich liebten auch Marx, Engels und Liebknecht das
Schachspiel sehr, wobei verlorene Partien für Marx eine solche
Quelle nervösen Aergers waren, daß sie ihn zu einem ganzen
Strom energischer Ausfälle gegen den glücklichen Nebenbuhler
veranlassen konnten, Wladimir Iljitsch ärgerte sich niemals und
schalt nie über sein Mißgeschick beim Schachspiel, doch liebte
er dies Spiel nicht minder als Marx,
Der Schreiber dieser Zeilen gehört gleichfalls zur Zahl der
großen Verehrer dieser Form des Sports, und eine meiner an
genehmsten Erinnerungen bezieht sich auf jene Zeit, wo ich
mein langweiliges und eintöniges Leben in Kuragin mit der
ungeduldigen Erwartung der zweimal wöchentlich einlaufenden
Briefe von Wladimir Iljitsch ausfüllte, mit dem ich eine brief
liche Partie angefangen hatte. Diese Briefe waren für mich
besonders darum angenehm, weil Wladimir Iljitsch außer den
betreffenden Schachzügen immer noch eine oder zwei Seiten
hinzufügte, worin er seine literarischen Pläne mitteilte, darüber
plauderte,, was er gerade zu schreiben unternommen hatte,
welch neuer opportunistischer Stern gerade am Horizont auf-
getaucht war usw. usw.
Aber mein besonderes Interesse erregten damals doch die
regelmäßigen Antworten meines Schachpartners. Ich gab mich
dieser Schachpartie wie einer Lebensaufgabe hin. Meine ganze
freie Zeit —- und ich besaß davon sehr viel — verwandte ich
darauf, auf dem Schachbrett alle möglichen Variationen der