Full text: Archäologische Entdeckungen im 20. Jahrhundert

für die Handelsagenturen der Städte, die mit Ostia im Seever- 
kehr standen; ihre Firmenschilder sind zum Teil in den Mosaik- 
fußboden eingelassen. Römische Ordnung und Organisation 
herrschte in allen Einrichtungen. Nach Roms Vorbild besaß 
Ostia zwei höchste Beamte, einen Senat und Volksversamm- 
lungen, Vorsteher der öffentlichen Arbeiten und des Wasser- 
baus, des Stadtarchivs und der öffentlichen Urkunden, sämtlich 
mit einem Stab von Unterbeamten. Alle waren genossenschaft- 
lich organisiert, ebenso die Reeder, Kaufleute, Spediteure und 
Handelsagenten, die Dock-, Werft- und Magazinarbeiter, die 
Schiffer und Lastträger, selbst die Taucher. Im Städtebau wie 
in. seiner Organisation war Ostia also einer großen modernen 
Handels- und Hafenstadt ähnlich. 
Seine Kunst stand nicht sehr hoch, doch war es auch nicht 
ganz kunstlos. Die Wandmalereien, die nach Neuheit und Pracht 
strebten, stehen denen von Pompeji nach. Eigentümlich sind 
die rasch hingeworfenen impressionistischen Landschaftsbild- 
chen und die derbfrische Mosaikkunst, die vorwiegend das 
Handels- und Hafenleben spiegelt. Eine Reihe wertvoller Mar- 
morbildwerke oder Torsen von solchen ist schon durch frühere 
Raubgrabungen in die römischen Museen gelangt, eine Hygieia 
sogar nach Kassel. Im ganzen aber liegt Ostias schöpferische 
Bedeutung mehr auf praktischem Gebiet. 
An seiner Erforschung ist auch die deutsche Altertumswissen- 
schaft insofern unmittelbar beteiligt, als über 1000 der in Ostia 
gefundenen Inschriften im Ergänzungsband zu Band 14 des von 
Th. Mommsen begründeten Corpus inscriptionum latinarum er- 
scheinen werden, eine Fundgrube für die Beamtenorganisation. 
die sakralen und profanen Körperschaften, die Listen der Be- 
amten von Ostia wie der römischen Konsuln und sonstigen 
Jahresbeamten, ja für allgemeine politische Zeitereignisse. 
In hauptstädtische Verhältnisse umgesetzt, finden wir jetzt 
in Rom eine riesige Marktanlage mit Handelsbörse %) im An- 
schluß an das Trajansforum, das größte und prächtigste der 
100
	        
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