für die Handelsagenturen der Städte, die mit Ostia im Seever-
kehr standen; ihre Firmenschilder sind zum Teil in den Mosaik-
fußboden eingelassen. Römische Ordnung und Organisation
herrschte in allen Einrichtungen. Nach Roms Vorbild besaß
Ostia zwei höchste Beamte, einen Senat und Volksversamm-
lungen, Vorsteher der öffentlichen Arbeiten und des Wasser-
baus, des Stadtarchivs und der öffentlichen Urkunden, sämtlich
mit einem Stab von Unterbeamten. Alle waren genossenschaft-
lich organisiert, ebenso die Reeder, Kaufleute, Spediteure und
Handelsagenten, die Dock-, Werft- und Magazinarbeiter, die
Schiffer und Lastträger, selbst die Taucher. Im Städtebau wie
in. seiner Organisation war Ostia also einer großen modernen
Handels- und Hafenstadt ähnlich.
Seine Kunst stand nicht sehr hoch, doch war es auch nicht
ganz kunstlos. Die Wandmalereien, die nach Neuheit und Pracht
strebten, stehen denen von Pompeji nach. Eigentümlich sind
die rasch hingeworfenen impressionistischen Landschaftsbild-
chen und die derbfrische Mosaikkunst, die vorwiegend das
Handels- und Hafenleben spiegelt. Eine Reihe wertvoller Mar-
morbildwerke oder Torsen von solchen ist schon durch frühere
Raubgrabungen in die römischen Museen gelangt, eine Hygieia
sogar nach Kassel. Im ganzen aber liegt Ostias schöpferische
Bedeutung mehr auf praktischem Gebiet.
An seiner Erforschung ist auch die deutsche Altertumswissen-
schaft insofern unmittelbar beteiligt, als über 1000 der in Ostia
gefundenen Inschriften im Ergänzungsband zu Band 14 des von
Th. Mommsen begründeten Corpus inscriptionum latinarum er-
scheinen werden, eine Fundgrube für die Beamtenorganisation.
die sakralen und profanen Körperschaften, die Listen der Be-
amten von Ostia wie der römischen Konsuln und sonstigen
Jahresbeamten, ja für allgemeine politische Zeitereignisse.
In hauptstädtische Verhältnisse umgesetzt, finden wir jetzt
in Rom eine riesige Marktanlage mit Handelsbörse %) im An-
schluß an das Trajansforum, das größte und prächtigste der
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