Full text: Archäologische Entdeckungen im 20. Jahrhundert

der Kernbau des Domes, ein römischer Prachtbau, mehr oder 
minder gut erhalten bis auf die Neuzeit gekommen, und die alte 
Römerbrücke dient noch heute dem Verkehr, wogegen zwei 
riesige Bäderanlagen (Kaiserthermen und Barbarathermen) so- 
wie das Amphitheater nur sehr trümmerhaft erhalten sind. Viele 
andere Römerbauten sind von der mittelalterlichen und heuti- 
gen Stadt überbaut und der Ausgrabung unzugänglich. Auch 
dem Götterbezirk im Altbachtal steht ein gleiches Los bevor; 
immerhin konnte er trotz dem Elend der Besatzungszeit noch 
großenteils ausgegraben werden). Mehrere preußische Mini- 
sterien, höchste Regierungs- und Provinzialbehörden haben im 
Verein mit der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft er- 
hebliche Mittel dafür aufgebracht; selbst private Zuwendungen 
haben nicht gefehlt; die Leitung der Grabungen hat Professor 
Siegfried Löschcke, der Sohn des berühmten, auch um die 
Limesforschung hochverdienten Archäologen. 
In keiner römischen Provinz hat römische Art sich gleich 
stark mit der einheimischen gemischt und so eine eigenwüchsige 
Provinzialkunst geschaffen, in der das heimische Element immer 
stärker zum Ausdruck kam. Tolerant gegen alle Kulte, die ihrem 
Reiche nicht gefährlich. wurden, begnügten sich die Römer in 
Trier nicht nur mit der Anerkennung des Kaiserkults, der offi- 
ziellen Verbeugung vor dem Imperium Romanum, sondern sie 
lieferten den Einheimischen auch die Baumeister und Bildhauer, 
die ihre Tempel und Kultbilder mit ihrer soliden Mauertechnik 
und dem Formenschatze der klassischen Kunst in Stein ver- 
ewigten; denn die einheimischen Vorgänger dieser Tempel und 
Kultbilder waren aus Holz; die im Altbachtal gefundenen Reste 
zweier vorrömischer gallischer Holztempel zeigen, daß die römi- 
schen Baumeister diese ihnen ganz fremde Bauform getreulich 
in Stein übersetzt haben. Weniger glücklich war die manchmal 
oberflächliche und rein äußerliche Gleichsetzung der einheimi- 
schen Gottheiten mit denen des griechisch-römischen Olymps. 
Die dadurch angerichtete Verwirrung erhöht sich noch durch 
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