der Kernbau des Domes, ein römischer Prachtbau, mehr oder
minder gut erhalten bis auf die Neuzeit gekommen, und die alte
Römerbrücke dient noch heute dem Verkehr, wogegen zwei
riesige Bäderanlagen (Kaiserthermen und Barbarathermen) so-
wie das Amphitheater nur sehr trümmerhaft erhalten sind. Viele
andere Römerbauten sind von der mittelalterlichen und heuti-
gen Stadt überbaut und der Ausgrabung unzugänglich. Auch
dem Götterbezirk im Altbachtal steht ein gleiches Los bevor;
immerhin konnte er trotz dem Elend der Besatzungszeit noch
großenteils ausgegraben werden). Mehrere preußische Mini-
sterien, höchste Regierungs- und Provinzialbehörden haben im
Verein mit der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft er-
hebliche Mittel dafür aufgebracht; selbst private Zuwendungen
haben nicht gefehlt; die Leitung der Grabungen hat Professor
Siegfried Löschcke, der Sohn des berühmten, auch um die
Limesforschung hochverdienten Archäologen.
In keiner römischen Provinz hat römische Art sich gleich
stark mit der einheimischen gemischt und so eine eigenwüchsige
Provinzialkunst geschaffen, in der das heimische Element immer
stärker zum Ausdruck kam. Tolerant gegen alle Kulte, die ihrem
Reiche nicht gefährlich. wurden, begnügten sich die Römer in
Trier nicht nur mit der Anerkennung des Kaiserkults, der offi-
ziellen Verbeugung vor dem Imperium Romanum, sondern sie
lieferten den Einheimischen auch die Baumeister und Bildhauer,
die ihre Tempel und Kultbilder mit ihrer soliden Mauertechnik
und dem Formenschatze der klassischen Kunst in Stein ver-
ewigten; denn die einheimischen Vorgänger dieser Tempel und
Kultbilder waren aus Holz; die im Altbachtal gefundenen Reste
zweier vorrömischer gallischer Holztempel zeigen, daß die römi-
schen Baumeister diese ihnen ganz fremde Bauform getreulich
in Stein übersetzt haben. Weniger glücklich war die manchmal
oberflächliche und rein äußerliche Gleichsetzung der einheimi-
schen Gottheiten mit denen des griechisch-römischen Olymps.
Die dadurch angerichtete Verwirrung erhöht sich noch durch
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