einem Bären reitende Göttin Artio (ursprünglich eine Bärin)
schon aus anderen Funden bekannt war. Es ist also eine ganze
Reihe von Göttergestalten, die sich auf der Umbildungsstufe
vom Tier zum Menschen befinden.
Wie der Stiergott Tarvos, hängen auch andere männliche
Gottheiten des Altbachtals mit Wasser und Fruchtbarkeit zu-
sammen, so der Heilgott Apollo Granus, mit einem Krug seines
Heilwassers in der Rechten, dessen Name an den Heilquellen von
Aachen (Aquae Granae) haftet, und der dem etruskisch-römischen
Frühlings- und Fruchtbarkeitsgott inschriftlich gleichgesetzte
Vertumnus sive Pisintos, ein alter blutiger Gott, denn auf seinem
Altar ist ein steinerner Widderkopf dargestellt, umgeben von
vier bärtigen und unbärtigen Männerköpfen, die auf Menschen-
opfer hindeuten. Durch die schriftliche Überlieferung sind uns
Menschenopfer ja bei den Germanen wie bei den Galliern be-
zeugt; bei jenen werden wir den materiellen Beweis im Lossower
Burgwall finden. Doch die Römer dürften diesen schon von Clau-
dius verbotenen blutigen Kult in ihrer Hauptstadt schwerlich
geduldet haben, und so hatten die Menschenköpfe des Trierer
Altars wohl nur noch symbolische Bedeutung. Zudem gab es ja
Menschenopfer ohnegleichen in der gewaltigen Arena, in der die
gefangenen fränkischen Könige und Kriegerscharen verbluteten.
Als letzter erscheint aus dem Orient der persische Lichtgott
Mithras, dessen Erlösungsreligion, die Schrittmacherin und ge-
fährlichste Nebenbuhlerin des Christentums, besonders im Heere
verbreitet war und so auch nach Trier gelangte. Damals war das
Theater schon von einem Wohnhaus überbaut, ein Zeichen, daß
die alten Kultspiele bereits aufgehört hatten. In dies Wohnhaus
hat sich ein Mithräum eingenistet, von dessen zerstörtem Kult-
bild der reliefgeschmückte Sockelstein sich erhalten hat. Das
künstlerisch bemerkenswerte Relief stellt die (Geburt des Mithras
(am 25. Dezember) dar.
Auch im römischen Germanien sind zahlreiche Mithrasheilig-
tümer gefunden worden. Eins von ihnen, 1926 von dem Mainzer
1186