Full text: Archäologische Entdeckungen im 20. Jahrhundert

einem Bären reitende Göttin Artio (ursprünglich eine Bärin) 
schon aus anderen Funden bekannt war. Es ist also eine ganze 
Reihe von Göttergestalten, die sich auf der Umbildungsstufe 
vom Tier zum Menschen befinden. 
Wie der Stiergott Tarvos, hängen auch andere männliche 
Gottheiten des Altbachtals mit Wasser und Fruchtbarkeit zu- 
sammen, so der Heilgott Apollo Granus, mit einem Krug seines 
Heilwassers in der Rechten, dessen Name an den Heilquellen von 
Aachen (Aquae Granae) haftet, und der dem etruskisch-römischen 
Frühlings- und Fruchtbarkeitsgott inschriftlich gleichgesetzte 
Vertumnus sive Pisintos, ein alter blutiger Gott, denn auf seinem 
Altar ist ein steinerner Widderkopf dargestellt, umgeben von 
vier bärtigen und unbärtigen Männerköpfen, die auf Menschen- 
opfer hindeuten. Durch die schriftliche Überlieferung sind uns 
Menschenopfer ja bei den Germanen wie bei den Galliern be- 
zeugt; bei jenen werden wir den materiellen Beweis im Lossower 
Burgwall finden. Doch die Römer dürften diesen schon von Clau- 
dius verbotenen blutigen Kult in ihrer Hauptstadt schwerlich 
geduldet haben, und so hatten die Menschenköpfe des Trierer 
Altars wohl nur noch symbolische Bedeutung. Zudem gab es ja 
Menschenopfer ohnegleichen in der gewaltigen Arena, in der die 
gefangenen fränkischen Könige und Kriegerscharen verbluteten. 
Als letzter erscheint aus dem Orient der persische Lichtgott 
Mithras, dessen Erlösungsreligion, die Schrittmacherin und ge- 
fährlichste Nebenbuhlerin des Christentums, besonders im Heere 
verbreitet war und so auch nach Trier gelangte. Damals war das 
Theater schon von einem Wohnhaus überbaut, ein Zeichen, daß 
die alten Kultspiele bereits aufgehört hatten. In dies Wohnhaus 
hat sich ein Mithräum eingenistet, von dessen zerstörtem Kult- 
bild der reliefgeschmückte Sockelstein sich erhalten hat. Das 
künstlerisch bemerkenswerte Relief stellt die (Geburt des Mithras 
(am 25. Dezember) dar. 
Auch im römischen Germanien sind zahlreiche Mithrasheilig- 
tümer gefunden worden. Eins von ihnen, 1926 von dem Mainzer 
1186
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.