enthalten könne, galten die Kaiserthermen eine Zeitlang für
einen Kaiserpalast, den der Franzose Boutron phantasievoll re-
konstruiert hat. In der Tat hat der Bau in seiner dritten Periode
(nach Konstantin), wohl unter dem Einfluß des badescheuen
Christentums, als Herrscher- oder Legatenpalast gedient, und
später wurde er zum Sitz eines fränkischen Grafen, dann eines
Burggrafen. Aber die Ausgrabungen haben deutlich erwiesen,
daß der ursprüngliche Bau des Diokletian und sein Umbau durch
Konstantin eine großartige Bäderanlage war, die an Symmetrie
und Schönheit mit den prachtvollsten Thermen in Rom, Nord-
afrika und Kleinasien wetteiferte. Ob er aber tatsächlich voll-
endet worden ist und dieser Bestimmung gedient hat, bleibt un-
gewiß. Jedenfalls gewährt er fesselnde Einblicke in den Luxus
des römischen Badewesens und lehrreiche Aufschlüsse über den
kunstvollen und komplizierten Thermenbau und seine raffinierte
Fußboden- und Wandbeheizung. Wie stets ist den Bädern ein
großer Säulenhof vorgelagert, der als Palästra diente; dann
folgen in der Mittelachse Kaltbad, Warmbad und Schwitzbad.
symmetrisch umgeben von Ankleideräumen und von kleinen
Räumen zum Salben, Massieren und Ausruhen. Die ganze An-
lage ähnelt derjenigen der freilich weit älteren Faustinathermen
in Milet (s. Seite 84), allerdings mit einigen Unterschieden; so
diente in Trier das Kaltbad (Frigidarium) durch seine Größe und
Gliederung zu geselligem Verkehr und zu Vorträgen von Red-
nern. Von der prachtvollen Innenausstattung der hohen, ge-
wölbten Säle, ihren mächtigen Säulen, ihren marmorverkleide-
ten Wänden mit statuengeschmückten Nischen und ihren Mo-
saikfußböden sind bei den schweren Schicksalen des Gebäudes
freilich nur dürftige Reste geblieben. Aber selbst in seinem
trümmerhaften Zustande hat dies unverwüstliche römische
Mauerwerk noch 1522 Franz von Sikkingen und 1673 den Fran-
zosen. Trotz geboten.
Wie schon gesagt, wurden auch in Bonn Muttergottheiten
verehrt: die Matres Aufaniae. deren Kult schon durch einen
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