zurückgeschafft worden. Erst ihre sorgfältige Ergänzung und
Neuordnung (vornehmlich durch den Kustos W. v. Massow vom
Berliner Alten Museum) und genaue Einzelaufnahmen haben
ihnen in weiteren Kreisen Beachtung verschafft, ihre Eigenart
und ihren Kunstwert voll erschlossen, und so verdienen sie auch
hier Erwähnung. Wie das berühmte spätrömische Grabmal der
Secundinier bei Igel an der Mündung der Saar in die Mosel, das
als weit sichtbare Reklame einer großen Tuchhandelsfirma
noch jetzt in nächster Nähe des Flusses und der Römerstraße
23 m hoch aufragt, standen auch die Neumagener Denkmäler
einst bunt bemalt (die Farbspuren sind erhalten) an den Land-
straßen, deren Leben sie teils widerspiegeln : Maultiere, nach Art
einer Troika mit einem Pferde zusammengespannt, vor einem
Lastwagen oder einem Weinfuder mit Holzfaß,
Die Stilentwicklung dieser Grabmäler läßt sich von Hadrian
bis zum Alemanneneinfall von 259 verfolgen. Wie die einheimi-
schen Tempel haben sie eine ganz unrömische, hohe, schließlich
fast gotische Form (wie das Grabmal von Igel): auf hohem
Sockel eine Kapelle, aus der der Verstorbene und seine Gattin
hervortreten. Reliefs am Sockel und Fries zeigen das Totenmahl
und Tributzahlungen der Einheimischen an den römischen
Grundherrn. Die Figuren und Szenen sind von scharfer, oft
humorvoller Charakteristik. An den Seitenflächen sehen wir
Bilder aus dem Familienleben der Verstorbenen. Die blonde
Hausherrin sitzt im Korbstuhl an ihrem Putztisch, umgeben von
ihren Mägden, die ihr einen Silberspiegel oder ein Parfümfläsch-
chen reichen. Auf der Gegenseite kehrt der Hausherr zu Pferde
von der Jagd heim, von Hunden umsprungen, einen Hasen als
Jagdbeute hochhaltend. Andere Szenen zeigen die Herrschaft
beim Mahle, die Männer nach römischer Art auf Speisebetten
gelagert, die Frauen in Korbstühlen sitzend; daneben Mund-
schenke an einem Kredenztisch und ein Blick in die Küche. Eine
charaktervolle Schulszene in einem vornehmen Hause ist bereits
in die Kunstgeschichtsbücher übergegangen. Beim kleinen Manne
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