geht es schlichter her. Er und seine Frau sitzen in der Werkstatt
auf Stühlen an einem Klapptisch, der nach der Mahlzeit wieder
fortgeschafft wird. Die Frau bedeutet der Magd, dem Hausvater
zuerst aufzutragen; ein Hund kommt bettelnd heran. Ein an-
deres Relief zeigt einen Kaufmann im Lederschurz beim Ab-
wägen eines Warenballens auf einer Schnellwaage. Auf den
Denkmälern von Weinhändlern türmen sich in steinerner Nach-
bildung Fässer oder Tonkrüge für Wein, mit Strohseilen um-
flochten, teils auf Moselschiffen, die hohe Schnäbel mit Tier-
köpfen nach Art der späteren Wikingerschiffe haben. Ein wein-
zeliger Steuermann legt sein Ohr ahnungsvoll an den Bauch eines
Fasses; ein anderer betet für gute Fahrt. Dieser ganz originale
Stil mit seiner immer stärkeren heimischen Note, so ganz anders
als die gleichzeitige römische Kunst des Ostens, nimmt bereits
die Kunstübung des Mittelalters, ja des niederdeutschen Barocks
voraus, und das macht die Neumagener Denkmäler nicht nur
für die römische, sondern auch für unsere heimische Kunst-
geschichte so wertvoll.
Von diesem Abglanz römischen Landlebens wenden wir uns
den römischen Gutshöfen (Villae rusticae) zu. Sie sind im Mosel-
und Rheingebiet, auch auf den Höhen der Eifel, sehr zahlreich.
aber die meisten sind zu früh ausgegraben worden, zu einer Zeit,
als die Bodenforschung noch in den Kinderschuhen steckte. So
ist denn auch bis vor kurzem keiner dieser Gutshöfe systematisch
untersucht worden, und selbst von der neuen musterhaften Aus-
grabung eines großen Gutshofes bei Müngersdorf westlich von
Köln durch Dr. F. Fremersdorf (für die römische Abteilung des
Richartz-Wallraff-Museums in Köln) bleibt nur das wissenschaft-
liche Ergebnis übrig, denn dieser Gutshof, der bei der Anlage
eines Sportparks entdeckt worden ist, wurde nach seiner gründ-
lichen und sehr aufschlußreichen Untersuchung völlig zerstört.
Organische Durchbildung war auch bei den Gutshöfen der
leitende Baugedanke, so gut wie bei den axial angelegten Ther-
men. den großen Militärlagern und den symmetrisch komponier-
1997