ihrer streng axialen Durchbildung hellenistischer Vorgänger
(Pergamenische Herrscherpaläste) den Kaiserpalästen auf dem
Palatin und nehmen sogar das sogenannte Hippodrom im Do-
mitianspalst vorweg, liefern also einen wertvollen Beitrag zur
Baugeschichte der frühen Kaiserzeit.
Nördlich von ihnen, jenseits der Lagerstraße, sind noch meh-
rere kleinere Villen in der Art der Peristyl-Wohnhäuser entdeckt
worden, die stets zu dritt zusammenliegen, wahrscheinlich die
Häuser der Stabsoffiziere (Tribunen), von denen jede Legion
sechs hatte. Die höheren Offiziere lebten in diesem Lager also
auf großem Friedensfuß; ja es sieht, wie Lehner betont, fast so
aus, als hätten die Legaten Vetera lediglich als Sommerfrische
benutzt, um es im Winter dem Lagerkommandanten zu über-
lassen und selbst in Köln oder anderswo behaglich zu leben. Den
Einfluß der bürgerlichen Stadtkultur auf das damalige Militär-
leben zeigen aber auch die Ladenreihen an der Hauptlagerstraße,
die Straßenportiken und andere unmilitärische Anlagen, die sich
in der Vorstadt zwischen dem Lager und dem Alten Rhein fort-
setzten. Die Folge dieses Wohllebens und der ungenügenden
Befestigung war, daß das Lager samt der Vorstadt in dem großen
Bataveraufstande von 70 n. Chr. unterging. Später ward es
von dieser Stätte der Schmach fortgelegt, wohin, ist noch nicht
festgestellt, aber nach dem Zeugnis des Tacitus beherzigte man
die üble Erfahrung und umgab die Standlager fortan mit steiner-
nen Befestigungen.
Für uns Deutsche besitzt die Gegend noch einen anderen Reiz,
denn in ihr ist die Siegfriedsage lokalisiert worden. Aus Xanten
stammt Siegfried selbst; sein Mörder, Hagen von Tronje, der
„Trojaner“, hat seinen Namen von der unweit nördlich angeleg-
ten Militärkolonie Trajans, der Colonia Trajana, und eine andere
Gestalt des Nibelungenliedes, der Spielmann Volker, stammt
aus Alzey, dessen Römerbauten schon erwähnt sind, und un-
weit von Alzey liegt Worms, die Hauptstadt des zu Beginn
des 5. Jahrhunderts entstandenen und durch den Hunnen-
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