kadnezars steht also einzig da. Ein Gleiches gilt auch für Ägyp-
ten, wo der überwölbte Thronsaal von Medinet Habu (s. S. 61f£.)
ein Unikum ist. Auch die Baukunst des Hellenismus und der
Etrusker hat den Bogenschnitt fast nur zu Nutzbauten ver-
wandt. Erst die Römer, die Schüler der Etrusker, haben die Bo-
gen- und Kuppelwölbung in die monumentale Baukunst einge-
führt und so einen neuen Baugedanken geschaffen, der sich dann
im vorderen Orient wie in Europa großartig weiterentwickelt
hat.‘ Ein Beispiel dafür ist der obengenannte Liwan in Assur.
Die beiden großen Ausgrabungen von Babylon und Assur
sind jedoch keineswegs die einzigen geblieben. Von Babylon
aus hat Koldewey noch drei große Nebengrabungen ausführen
lassen oder selbst geleitet, in dem nahen Borsippa (Birs), in
dem uralten Schuruppak (Fara) in Südmesopotamien, wo ein
Archiv von 1000 Tontafeln aus ältester Zeit die Urgestalt der
babylonischen Schriftzeichen darbot, und in Uruk-Warka,
deren Ergebnisse schon geschildert wurden.
Religionsgeschichtlich haben alle diese Grabungen viele An-
gaben der Bibel bestätigt und sie zum Teil geklärt, und um-
gekehrt waren die biblischen Nachrichten aufschlußreich für
die Deutung der mesopotamischen Funde?!?). Vom Turm zu
Babel, der den Hochtempel des Reichsgottes Marduk trug,
gibt die Bibel freilich nur dunkle Kunde, aber dank der Schil-
derung Herodots und der Darstellung auf einer babylonischen
Tontafel läßt sich ein Bild von ihm gewinnen, und Koldewey
hat seine Grundmauern aus einem riesigen Schuttberg ausge-
graben. Denn dieser ungeheure Lehmziegelklotz von je 92 m
im Grundriß und Aufriß, der nur außen mit gebrannten Ziegeln
verkleidet war, ist nach zweimaliger Zerstörung und Erneuerung
schließlich in sich zusammengesunken, offenbar wegen unge-
nügender Abstützung. Alexander der Große wollte ihn von
neuem aufbauen, als ihn in Babylon der Tod ereilte. Mit
Hilfe seines Ausgrabungsbefundes und der antiken Nachrichten
konnte Koldewey dies antike Weltwunder rekonstruieren.
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