Zypern (Kypros, daher unser „„Kupfer““) unternommen haben.
In diesem Umschlaghafen für den Handelsverkehr der Mittel-
meerwelt mit dem vorderen Orient und mit Ägypten haben sich
naturgemäß die mannigfachsten Kultureinflüsse zusammenge-
drängt?). Im Anschluß an einen aus zwei großen, ummauerten
Höfen bestehenden Tempelpalast fand sich ein Tempelarchiv, zu
lem auch eine Schreiberschule gehörte. Eine Fülle von Tontafeln,
teils in mehreren Reihen beschrieben, zeigte vier verschiedene
Schriftsysteme und Sprachen: die babylonische, die sumerische,
die damals, wie das Latein im Mittelalter und in der Neuzeit, nur
noch als heilige Sprache für religiöse und wissenschaftliche Texte
benutzt wurde und daher in einem Wörterbuch kodifiziert war,
eine bisher unbekannte semitische Sprache und schließlich die
schon genannte alphabetische Keilschrift von 27 Schriftzeichen,
die aus der babylonisch-hethitischen Silbenschrift abgeleitet
war. Kaum veröffentlicht, wurde sie von Professor Hans Bauer
in Halle entziffert ?’) und als phönizisch erwiesen; ihre weitere
Ausdeutung steht noch bevor. Inzwischen wurde in dieser Schrift
noch ein Heldenepos des Taphon von 800 Zeilen entdeckt, wohl
ein Gegenstück zu dem berühmten babylonischen Gilgamesch-
epos. Rechnet man dazu noch die ägyptischen und hethitischen
Inschriften, so waren nicht weniger als sechs Schriftarten im
Gebrauch, und man begreift, warum die praktischen Handels-
leute dieser Stadt sich gleich den Phöniziern von Byblos für
ihren eigenen Gebrauch statt der umständlichen Silbenschrift
eine alphabetische Buchstabenschrift schufen. Da jedoch ihre
Keilschrift ihrerseits umständlicher war als die einfache Linear-
schrift von Byblos, hat diese schließlich den Sieg davongetragen.
Doch wie allen damaligen Schriftsystemen fehlten auch ihr noch
die Vokalzeichen, die erst im griechischen und etruskisch-latei-
nischen Alphabet hinzugefügt wurden, so daß eine lückenlose
Lautschrift entstand.
Außer diesen für die Geschichte der Schrift hochwichtigen
Schriftfunden wurde in dem Tempelpalast noch ein großes
In