Full text: Archäologische Entdeckungen im 20. Jahrhundert

Zypern (Kypros, daher unser „„Kupfer““) unternommen haben. 
In diesem Umschlaghafen für den Handelsverkehr der Mittel- 
meerwelt mit dem vorderen Orient und mit Ägypten haben sich 
naturgemäß die mannigfachsten Kultureinflüsse zusammenge- 
drängt?). Im Anschluß an einen aus zwei großen, ummauerten 
Höfen bestehenden Tempelpalast fand sich ein Tempelarchiv, zu 
lem auch eine Schreiberschule gehörte. Eine Fülle von Tontafeln, 
teils in mehreren Reihen beschrieben, zeigte vier verschiedene 
Schriftsysteme und Sprachen: die babylonische, die sumerische, 
die damals, wie das Latein im Mittelalter und in der Neuzeit, nur 
noch als heilige Sprache für religiöse und wissenschaftliche Texte 
benutzt wurde und daher in einem Wörterbuch kodifiziert war, 
eine bisher unbekannte semitische Sprache und schließlich die 
schon genannte alphabetische Keilschrift von 27 Schriftzeichen, 
die aus der babylonisch-hethitischen Silbenschrift abgeleitet 
war. Kaum veröffentlicht, wurde sie von Professor Hans Bauer 
in Halle entziffert ?’) und als phönizisch erwiesen; ihre weitere 
Ausdeutung steht noch bevor. Inzwischen wurde in dieser Schrift 
noch ein Heldenepos des Taphon von 800 Zeilen entdeckt, wohl 
ein Gegenstück zu dem berühmten babylonischen Gilgamesch- 
epos. Rechnet man dazu noch die ägyptischen und hethitischen 
Inschriften, so waren nicht weniger als sechs Schriftarten im 
Gebrauch, und man begreift, warum die praktischen Handels- 
leute dieser Stadt sich gleich den Phöniziern von Byblos für 
ihren eigenen Gebrauch statt der umständlichen Silbenschrift 
eine alphabetische Buchstabenschrift schufen. Da jedoch ihre 
Keilschrift ihrerseits umständlicher war als die einfache Linear- 
schrift von Byblos, hat diese schließlich den Sieg davongetragen. 
Doch wie allen damaligen Schriftsystemen fehlten auch ihr noch 
die Vokalzeichen, die erst im griechischen und etruskisch-latei- 
nischen Alphabet hinzugefügt wurden, so daß eine lückenlose 
Lautschrift entstand. 
Außer diesen für die Geschichte der Schrift hochwichtigen 
Schriftfunden wurde in dem Tempelpalast noch ein großes 
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