fullscreen: Deutschlands Hochseeflotte im Weltkrieg: persönliche Erinnerungen

. Stürkeverhältnis und strategische Lage 
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jederzeit da einsetzen zu können, wo es nötig werden konnte, 
sie also ständig mobil zu halten, waren ihr alle sonstigen Auf 
gaben abgenommen und besonderen Schiffen (Schul-, Versuchs 
und Spezialschiffen) übertragen. Dennoch war ein dauernder 
hoher Bereitschaftszustand in der Gefechtsausbildung infolge 
unseres Wehrsystems nicht zu erreichen, da alljährlich ein Teil 
der Besatzung zur Reserve übertrat und durch Rekruten ersetzt 
werden mußte, die dem Seedienst meist als völlige Neulinge 
gegenüberstanden. Die verschiedensten Bemühungen, über den 
im Herbst eintretenden Schwächezustand hinwegzukommen, 
hatten noch zu keinem abschließenden Ergebnis geführt. 
Daß der Ausbruch dieses Krieges in die Sommerzeit fiel, 
war für unsere Verhältnisse daher besonders günstig. Die 
Schul-, Versuchs- und Spezialschiffe dienten zur Ausbildung 
des Offizier- und Unteroffiziernachwuchses (Kadetten- und 
Schiffsjungenschulschiffe) und der Ausbildung von Spezialisten 
für die Artillerie, die Torpedowafse, das Minenwesen, ferner zu 
Küstenvermessungen, Fischereischutz u. a. m. In der Regel 
wurden mit diesen Aufgaben ältere Schiffe betraut, die sich 
für die erste Kampflinie nicht mehr eigneten. So fanden z. B. 
als Schulschiffe die älteren Großen Kreuzer „Hertha", „Hansa", 
„Freya", „Vineta" und „Viktoria Luise" Verwendung. Für 
besondere Zwecke des Artillerie-, Torpedoausbildungs- und 
Versuchsdienstes hatte es sich nicht vermeiden lassen, auch auf 
moderne Schiffe zurückzugreifen, die das Flottenkommando 
zwar nur ungern dafür entbehrte, weil sich die Ausbildung dieser 
Schiffe für kriegsmäßige Aufgaben dadurch nur auf spärliche 
Zeit im Jahr erstrecken konnte. Der geringe Stand an 
Kreuzern bei der Hochseeflotte, denn die Auslandsbedürfnisse 
mußten auch befriedigt werden, war allerdings beklagenswert. 
Im Auslande befanden sich außer einigen stationären 
älteren Kanonenbooten ein Kreuzergeschwnder in Ostasien und 
zwei Kreuzer („Goeben" und „Breslau") im Mittelmeer. Das 
Kreuzergeschwader unter dem Grafen Spee setzte sich zu-
	        
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