matische Ausgrabung durch Humann (bis 1886). So erhielt
Berlin das bedeutendste Kunstwerk des Hellenismus, d. h. der
durch Alexander den Großen heraufgeführten Epoche, und da-
mit begann ein neuer Abschnitt der Kunst- und Museumsge-
schichte und ein immer weiteres Ausgreifen der deutschen Gra-
bungstätigkeit, deren Ergebnisse jetzt die drei Riesensäle des
Berliner Pergamonmuseums füllen. In Pergamon und Magnesia
wie in Sendschirli und Angora, anfangs auch in Priene, war
Humann ausführend oder beratend tätig, und so war es nur
selbstverständliche Dankespflicht, daß sein Andenken bei der
Eröffnung des Pergamonmuseums im Oktober 1930 geehrt
wurde 41). Pergamon aber ward neben Olympia zum Symbol und
zum Muster für die Fortschritte der Ausgrabungstechnik und
die ganze Auffassung der Archäologie, die sich im Gegensatz zur
Schatzgräberei und dem Suchen nach Einzelfunden zur wissen-
schaftlichen Erforschung einer ganzen Kulturstätte durchrang.
Humanns Werk in Pergamon ward nach seinem Tode (1896) von
Conze und Wilhelm Dörpfeld mit Unterstützung des Auswärtigen
Amts von 1900 bis 1914 fortgesetzt, während sich die Berliner Mu-
seen anderen lockenden Aufgaben in Kleinasien zuwandten. Erst
nach dem Weltkriege (1927) konnte Theodor Wiegand, wie wir
weiter unten sehen werden, die Arbeiten in Pergamon auf neuer
Grundlage wieder aufnehmen; denn sie waren trotz der inten-
siven Arbeit eines Menschenalters alles andere als abgeschlossen.
Nur zwei monumentale Bezirke der hellenistischen Königsstadt
auf dem Burgberg von Pergamon waren freigelegt, auf seinem
Gipfel die hellenistischen Herrscherpaläste, der Obere Markt,
der Unterbau des Großen Altars, die weltberühmte Bibliothek
mit dem Athenatempel und zwei römische Tempel, der des
Trajan und des Caracalla, dazu ein Theater, und am unteren
Berghang der Untermarkt, ein großes, dreiteiliges Gymnasion,
der Zeus- und Heratempel und der Demetertempel in einem
großen Hofe mit Sitzreihen für die Mysterienspiele, ein Stadt-
brunnen und ein Stadttor, das tiefst gelegene und stärkste. nicht
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