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„Nächtlich dann, in bangen Stunden,
Wenn der Hölle Grau'n mich schrecket,
Todesschweiß die Glieder decket,
Fleh' ich zu des Heilands Wunden,
Zu der Hochgebenedeiten,
Daß sie für mich Arme streiten,
Rettung, Rettung mir erwerben,
Von dem ewigen Verderben! —
„Kind, welch frevelhaftes Schwanken
„Zwischen schnöder Lust und Gott! —
„Laß die sträflichen Gedanken,
„Werde nicht der Hölle Spott! —
„Welt und Sünde überwindend
„Von der eitlen Liebe rein,
„Nur für Heiliges empfindend
„Muß die Braut des Himmels seyn!" —
„O so lehre mich vergessen!
Lähme dieser Seele Schwingen,
Die nach Glück und Freiheit ringen!
Lösch die Gluten, die vermessen
In der Brust der Gottgcwcihtcn
Wider Gott und Himmel streiten.
„Heil den Auscrkohrncn, Reinen,
Denen Ruf und Wahl sich einen,
Unberührt von Kampf und Wch'n;
Die im Brautschmuck, mit den hellen
Lampen, freudig an den Schwellen
Dort des Bräutigames steh'n!
„Heil ihr, die schon früh geborgen
Hier in heil'gem Schooö, nicht Sorgen,