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AuS der Luft, wie angezogen
Von dem frommen klaren Lied,
Kommt ein Lcrchlcin hergeflogen,
Das vor seinem Feinde flieht.
Ueber ihm in weiten Kreisen
Schwebt zum Stoße jetzt bereit
Schon der Habicht, zu zcrrcissen
Wähnend cs in Sicherheit.
Und so recht vertrauend nieder
Setzt sich'S auf des Königs Hand,
Angstvoll bebet sein Gefieder,
Daß der Herrscher cs empfand.
Und den Wink des Himmels achtend,
Nimmt cr's in die Rechte nun,
Spricht zum Thicrlcin, das so schmachtend
Läßt auf ihm die Blicke ruhn:
„Liebes Vöglcin! Gott behüte
Dich! Du kommst wohl her zu mir,
Daß ich meinen Schutz dir biete,
Ja ich schenk ihn gerne dir!"
Freundlich hat er's fest gehalten,
Bis kein Feind sich mehr gezeigt,
Danket Gott und seinem Walten,
Läßt's dann fliegen frei und leicht.
Und nun singt es wieder heiter
In dem wolkcnlceren Raum,
Auch der König ziehet weiter,
Denket an den Flüchtling kaum.