Full text: Festgabe zur zweihundertjährigen Stiftungsfeier des Pegnesischen Blumenordens

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scs bereitwillig Folge gab, monatliche Zusammenkünfte gehalten, in 
welchen man sich anfangs nur mit Berichterstattungen über Gele 
senes, oder mit dem Vortrage der schönere» Parthieen eines neuen 
Werkes beschäftigen wollte, in denen aber bald eigene Produktiv- 
nen, die dann manchmal auch einer Kritik unterworfen wurden, 
die Oberhand gewannen. Vielleicht dürfen wir es als ein gutes 
Zeichen betrachten, daß diese Monatsvcrsammlungen sich neben den 
Vicrteljahrssitzungen bereits siebzehn Jahre erhalten haben; gewiß 
scheint, daß an dieselben, an ihre- Erhaltung und weitere Ausbil 
dung eben so sehr das äußere gesündere Daseyn, als die innere 
kräftigere Lebensrcgnng der Gesellschaft geknüpft ist. — 
Die nachfolgende Auswahl von Gedichten, welche nur Mit 
glieder zu Verfassern haben, soll und will nichts Anderes, als ein 
Zeichen seyn, daß und wie ungefähr in den letzten dreißig Jahren 
der Sinn für ausübende Dichtkunst im Orden wieder Lebe» ge 
wonnen hat. So verschieden nach Form, Inhalt und Werth die 
mitgetheilten Gedichte auch seyn mögen; so werden sie doch im 
Ganzen zum Zeugniß dienen, daß die älteste Gesellschaft für deutsche 
Sprache und Dichtkunst noch Biegsamkeit genug besitzt, sich dem 
Entwickelungsgänge des Geistes in Literatur und Leben mit be 
dächtiger Schnelle anzuschließen. Wäre cs thunlich gewesen, den 
dichterischen Mittheilungen noch eine Auswahl von kritischen, ästhe 
tischen und geschichtlichen Abhandlungen, an denen es dem Orden 
auch nicht gefehlt hat, anzuschließen; so würde das Bild seiner ge 
genwärtigen Gestaltung wohl ein genaueres, deutlicheres, aber doch 
nicht grade ein wesentlich anderes geworden seyn. Aus demselben 
Grunde durfte es auch unterbleiben, eine Uebersicht von Werken 
»nd Schriften zu geben, welche Mitglieder des Ordens zu Ver 
fassern haben; obwohl auch aus solchen Werken sich noch ein 
Schluß auf den Geist ihrer Verfasser, und da derselbe sich in den 
Zusammenkünften der Gesellschaft nicht ganz verleugnet haben dürfte, 
auch auf den des Ordens selbst hätte ziehen lassen. 
Möge vorstehender geschichtlicher Uebcrblick dem Orden selbst 
und jeder literarischen Gesellschaft die alte, große Wahrheit, die
	        
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