Friede von Bukarest
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für den griechischen Wunsch eintrete, wolle er seine Haltung demgemäß
ändern 49 ). Da auch Rußland, wohl aus Rücksicht auf Frankreichs
Stellungnahme, seinen Widerspruch aufgab, hatte auch 1 England keinen
Grund mehr, dieser Lösung zu widersprechen. Österreich war völlig
isoliert. Im Friedensvertrage, der am 10. August unterzeichnet wurde,
erhielt denn auch Griechenland Kawalla. An Rumänien mußte Bulgarien
einen breiten Streifen im Süden der Dobrudscha, an die beiden anderen
Staaten den größten Teil Mazedoniens überlassen. Es Unterzeichnete
den Vertrag nur unter Protest, dem Zwange gehorchend und in der
Hoffnung, daß die Mächte ihn überprüfen und noch zu seinen Gunsten
abändern würden.
Das formelle Recht zu solcher Prüfung hatten die Mächte sich ja
Vorbehalten; aber eine Änderung hätten sie nur verlangen und durch
setzen können, wenn sie unter sich völlig einig gewesen wären. Davon
war aber keine Rede. Der deutsche Kaiser war von Anfang an gegen
jede nachträgliche Korrektur der Bukarester Beschlüsse gewesen. Er
war mit der Art, wie Österreich Rumänien behandelt hatte, wenig
zufrieden und fürchtete davon eine Erschütterung des Verhältnisses!
der dortigen Regierung zum Dreibunde, zumal da Rußland
und Frankreich dort immer stärkeren Anhang gewannen. Er fühlte sich
verpflichtet, die Fehler des Bundesgenossen wieder gutzumachen und
König Karl jedes denkbare Entgegenkommen zu zeigen. Er fürchtete
neue Verstimmungen, wenn die Mächte den unter der Leitung des
Königs vereinbarten Vertrag nachträglich 1 änderten. Er riet auch in
Wien dringend zum Nachgeben.
Was sollte Österreich tun? Es hatte schon Anfang Juli an bewaff
netes Einschreiten gegen die Serben gedacht, wenn diese Monastir er
oberten und behalten wollten, und hatte nur ungern den energischen
Gegenvorstellungen aus Berlin Gehör gegeben 49 ^). Auch jetzt scheint
man noch einmal an einen Krieg gegen Serbien gedacht zu haben, da
die Serben zögerten, ihre Truppen aus Albanien zurückzuziehen 50 ). Aber
Italien warnte dringend davor und auch in Berlin ließ sich eine Billi
gung dieses Schrittes nicht erwarten. Bei einer Verhandlung der Mächte
über die Revision des Friedensvertrages würde Österreich zweifellos in
der Minderheit geblieben sein. Also blieb nichts übrig, als sich grol
lend zu fügen 51 ). Man hatte aber in Wien das Gefühl, diesmal von
Deutschland im Stiche gelassen zu sein.
Die Türkei war an den Bukarester Verhandlungen nicht beteiligt
49 ) Tschirschky, 25. Juli. Pourtales, 27. Juli. Jagow an Waldhausen,
1. August, an Tschirschky, 1. und 2. August. Waldhausen, 3. August. Jagow
an Jenisch, 3. August. Jenisch an Jagow, 3. August.
49a) Tschirschky, 3. Juli; Zimmermann an Treutier 4. Juli; Bethmann an
Tschirschky 6. Juli.
50 ) Flotow, 28. Juli, nach Mitteilung San Giulianos.
61 ) Tschirschky, 6. August.