Full text: Von Bismarck zum Weltkriege

Ausgang des Konflikts 
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lischen Botschafter gegenüber ähnlich aus, worüber Grey „sehr schmerz 
lich berührt“ war. 
Der russische Botschafter in Konstantinopel, nach dessen Ansicht 
man stets zu einem bewaffneten Konflikt mit der Türkei gerüstet sein 
mußte, riet, die Armenier heimlich mit Waffen zu versehen und die 
Truppen an der Kaukasusgrenze zu verstärken. Von Paris aus hetzte 
man; der Außenminister erklärte seine volle Solidarität mit Rußland 
und drängte zu energischen Schritten. Ja, inoffiziell suchte man Ruß 
land zu veranlassen, einfach ein Kriegsschiff bei Konstantinopel zu 
stationieren, und es erst wieder zurückzuziehen, wenn Liinan ver 
schwunden sei. Die Türken würden nicht wagen, es zu beschießen. 
Man wünschte, Deutschland ein türkisches Agadir zu bereiten. Die 
öffentliche Meinung Frankreichs, meinte Iswolski, werde durchaus 
damit einverstanden sein. Auch suchte man Rußland zu drohenden 
Schritten in Berlin zu drängen, und Poincare selbst erklärte aufs be 
stimmteste, daß bei daraus entstehenden ernsten Verwicklungen Frank 
reich sich trotz seiner Friedensliebe den Verpflichtungen nicht ent 
ziehen werde, die ihm das Bündnis auferlege. Infolgedessen schlug 
Sassonow Anfang Januar 1914 die Besetzung einiger türkischer Häfen 
vor, sobald man auch des englischen Rückhalts sicher sei 9 .,). 
In Berlin wünschte man jeden Konflikt zu vermeiden. Obwohl 
die Presse der Entente eine friedliche Lösung dadurch erschwerte, 
daß sie die Schritte ihrer Regierungen beim Sultan als Drohungen 
gegen Deutschland hinstellte, genehmigte der Kaiser schließlich, daß 
Liman auf das Kommando des ersten Korps verzichten, aber General- 
Inspekteur der Armee und Direktor der Kriegsschulen bleiben solle. 
Der Sultan war damit einverstanden. Sassonow hatte zwar auch jetzt 
noch Bedenken, aber der Zar selbst erklärte sich befriedigt, und so 
ging diesmal noch die Gefahr vorüber. 
Charakteristisch für diesen Zwischenfall ist das Hetzen der Fran 
zosen und die Zurückhaltung Englands, während Rußland bei jedem 
Schritt nach London schielt, und sehr unzufrieden ist, daß es hier 
nicht rückhaltlose Unterstützung findet. Offenbar würden sich Ruß 
land und Frankreich nicht gescheut haben, es wegen dieser an sich 
wenig bedeutsamen Sache zum Kriege kommmen zu lassen, wenn sie 
die Sicherheit gehabt hätten, daß England mittun werde. 
Schon im November, als diese Frage zuerst auftauchte, hatte 
Sassonow dem Zaren eine Denkschrift über die künftige Behandlung 
der Meerengenfrage vorgelegt. Es wurde darin ausgeführt, daß Ruß 
lands historische Aufgabe die Beherrschung der Meerengen sei, ent 
weder durch Besitzergreifung oder Anlage in seiner Hand befindlicher 
befestigter Punkte oder auf irgendeine andere Art. Auf keinen Fall 
könne es sich mit bloßer Neutralisierung oder freier Durchfahrt für 
9a ) Denkschrift Sassonows vom 6. Januar. Deutsches Weißbuch 160 f.
	        
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