Tiefere Ursachen der Katastrophe
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Erinnerungen“ hat Bismarck gesagt: „Der Dreibund ist eine strate
gische Stellung, welche angesichts der zur Zeit seines Abschlusses
drohenden Gefahren ratsam und unter den obwaltenden Verhältnissen
zu erreichen war, ... es wäre unweise, ihn als sichere Grundlage für
alle Möglichkeiten betrachten zu wollen, durch die in Zukunft die Ver
hältnisse, Bedürfnisse und Stimmungen verändert werden können, unter
denen er zustandegebracht wurde ... Er dispensiert nicht von dem
Toujours en vedette!“ Indem unsere Staatsmänner die Notwendigkeit
des Dreibundes und der Erhaltung der Donaumonarchie zu einem
unantastbaren Dogma erstarren ließen, handelten sie durchaus dem
Geiste Bismarcks und jeder gesunden Politik zuwider und beraubten
sich der notwendigen Bewegungsfreiheit in der Ausgestaltung unseres
Bündnissystems.
Unter den seit 1879 völlig veränderten Verhältnissen wäre es der
zukunftsreichere und wahrscheinlich, wenn auch unter Schwierigkeiten,
ebenfalls gangbare Weg gewesen, unter Abstoßung aller für die
Behauptung einer geschlossenen und verteidigungsfähigen Grenze
nicht unbedingt notwendigen Volksteile fremder Herkunft die deut
schen Volksgenossen des Donaustaates an das deutsche Reich heran
ziehen und .ihm dadurch nicht nur eine ausgedehntere, sondern vor
allen Dingen eine festere, weil auf der Einheit des Volkstums beruhende
Grundlage zu geben.
Dies ist der Weg unserer Zukunft, den wir nun unter viel schwie
rigeren Umständen werden gehen müssen, als es vor einem Menschen
alter möglich gewesen wäre. Aber wir hoffen, daß wir auf ihm schließ
lich doch das Ziel erreichen werden, das einem großen Volke von
ausgeprägter Eigenart und unverbrauchter Kraft immer vor Augen
stehen muß: Die zusammenwohnende, von der gleichen Kultur be
seelten Volksgenossen zu einer politischen Einheit zusammenzu
schließen, die sich frei entwickeln kann, ohne die Nachbarvölker zu
bedrohen, aber auch, ohne von ihnen bevormundet oder ausgenutzt
zu werden.