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wollen, durchzog ihn im Innersten. In dieser Empfindung der
eigenen Kraft und der erglühenden Begeisterung für eine
Wiedergeburt des gesummten Daseins legten sich die Elemente
zurecht, deren Ausarbeitung das thätige Leben des Mannes
erfüllten."
Die Richtung auf die Erforschung der Griechischen
Philosophie ist das eine dieser Elemente. Wir wissen, was
dieser Zweig der Litcrgtur Schl, verdankt. Die Sammlung
der Fragmente des Heraklcitos im Buttmannischcn Museum, die
nähere Würdigung des vernachlässigten Diogenes von Apollonia
und des Anaximandcr, eine philologische Untersuchung über des
Aristoteles Nikomachische Ethik, die Charakteristik des Sokrates
als Philosophen, endlich die Anordnung, Erläuterung und zum
großen Theil vollendete Ucbersetzung der Platonischen Dialoge
ssi'nd die ehrenwerthen Früchte dieser Tendenz. Anreihen laßt sich
daran die Abhandlung über die verschiedenen Methoden des Ue-
bersetzens, als worin er selbst den Maaßstab seiner meisterhaften
Uebcrtragung dargeboten hat.
Auf diesem philologischen Felde hat Schlciermacher beson
ders seine Gelehrsamkeit gezeigt. In einem andern Element, in
der wissenschaftlichen Erkennrniß des Sittlichen, hat er mehr
die Natur seines Philosophirens zu Tage gegeben, eines Re-
flectirens über gegebene Gedankcnbcstimmungen, eines Auf-
deckens ihrer Einseitigkeiten und eines Schematisircns analoger
Definitionen. Er begann seine Arbeit auf diesem Gebiet mit
einer Kritik aller bisherigen ethischen Systeme. Ihr Resultat
war, daß die schon entwickelten Gestalten der Wissenschaft die
Idee des Ethischen nvch nicht vollendet hatten, weder erschöpfend
in der Auffindung des Princip's, noch consequcnt und genügend
bei Durchführung des Princips in der Totalität seiner detaillirten
Bestimmungen. Somit forderte diese Kritik eine positive Ergän
zung, welche sie bei den Begriffen der Pflicht, der Tugend und
des höchsten Gutes nur sparsam und schwankend andeutete.
Diese systematische Organisation der Ethik hat Schleiermacher
bisher nur fragmentarisch in einzelnen Abhandlungen der Berli
ner Akademie der Wissenschaften gegeben: in den Untersuchungen