26 B. 2, K. 1, 9 11. Kirchenregiment unter Herzog Adolf
tulation“ mit den Domherrn ein und bestätigte gnädigst ihre nunmehr entsprechend
beschnittenen Privilegien.
Nachdem so der Trotz der zum Professorat gezwungenen Domherrn gebrochen
war, stand der Aufrichtung der geplanten Lehranstalt nichts mehr im Wege; um
den Unwillen seiner Mitregenten kümmerte Herzog Adolf sich nicht. Die nötigen
Lektionsräume und Wohnungen wurden in der Nähe des Doms geschaffen, und
im Frühjahr 15060 kündigte der Herzog auf Montag nach Michaelis die Er—
öffnung des Pädagogiums an. Ein Lektionskatalog verheißt nicht nur „artistische“
Vorlesungen (Sprachen, Arithmetik, Physik), sondern auch theologische, juristische
Durch Tratziger) und medizinische (für die man allerdings noch keinen Professor
wußte). Leider brach im Sommer des Jahres eine „abscheuliche und erschreckliche
Pestilenz“ aus, die jeden Zuzug von außen unmöglich machte. So konnte die
Anstalt erst am 17. Nov. 1567 feierlich im hohen Chor der Domkirche eröffnet
werden. Ihre Frequenz scheint auch in den ersten Jahren keine ganz geringe
gewesen zu sein. Aber bald zeigte es sich, daß nur aus des Herzogs Landen die
Schüler kamen. Die Anstalt schlief fast ein, wurde aber im Jahre 1576 wieder
feierlich inauguriert, und es scheint, „als ob in diesem und den folgenden Jahren
von fern her Studenten in ziemlicher Menge herbeigeströmt sein müssen“ (Sach
S. 17). Aber vor allem infolge des Mangels an Benefizien und eines Konvikts
für arme Studenten verringerte sich der Besuch in der Folgezeit von Jahr zu Jahr.
Nach Herzog Adolfs Tode (1580) scheint die Anstalt völlig erloschen zu sein,
es blieb nur der Lehrauftrag für den Superintendenten zu theologischen Vor.
lesungen und Uebungen, und P. v. Eit zen, dem der Fehlschlag seiner Lieblings
schöpfung sicher tief zu Herzen gegangen ist, hat für seine Person diesen Auftrag
bis an sein Lebensende treu erfüllt: das Dozieren war ihm Bedürfnis, und für
reine, gute Lehre in dem ihm befohlenen Kirchengebiet zu pflegen war ihm
heiligste Pflicht). So liegt denn die dauernde kirchengeschichtliche Bedeutung der
Anstalt vor allem darin, daß sie diesem doctor ecclesiae das erwünschte Audi—
torium für seine wissenschaftlichen Bestrebungen gegeben hat. Mehrere seiner
Werke sind aus Vorlesungen am Pädagogium erwachsen, so seine Ethik (1572),
sein Catechismi Examen (1583) und die Rudimenta attis dialecticas
(15 74). Die Anstalt selber aber sank wieder zu einer gewöhnlichen schola tri-
vialis herab. Was dem ehrgeizigen Streben Herzog Adolfs vorschwebte, hat erst
unter seinem Urenkel Christian Albrecht mit der Gründung der Kieler Universität
bessere und dauernde Gestalt gewonnen
4. Neuer Gewaltakt gegen das Kapitel, 15609.
Herzog Adolf wollte den wertvollen Besitz des schleswiger Stifts seinem Ge—
schlechte erhalten und wünschte zu dem Zweck seinem erstgeborenen Sohn, Herzog
Friedrich, die Nachfolge im Episkopat zu sichern. Er erreichte das durch Mani—
pulationen, welche in ihrer Gewaltsamkeit, ihrem Spielen mit Sinn und Recht
geradezu grotesk anmuten.
Um bischöflicher Koadjutor werden zu können, mußte der junge Herzog allererst
in das Kapitel aufgenommen sein. Um eine Praebende für denselben freizube—
2) Jörgen Boie, Propst von Hadersleben, hat 1562 von ihm bezeugt: „den ick van junger
jogeth fram vnde ehnen christlichen iuerer der reyne(n) lere Christi hebbe erkannth vnde noch
erkenne“ (Rördam S. 701).