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B. 2, K. 1, 8 11. Kirchenregiment unter Herzog Adolf
propst J. Fabricius möchte im Sinne der KO als Superintendent im ganzen
Bereich des Bistums anerkannt werden, ging man in Kopenhagen nicht darauf ein.
Nach König Friedrichs Tod (1588) entspannen sich weitläufige Verhandlungen
über die Stellung des Stiftes und die Bischofswahl zwischen dem dänischen Reichs—
rat als Vormünderregierung für den minderjährigen König Christian IV. und
den Gottorfer Herzögen, die indeß kein kirchliches, sondern lediglich ein historisch—
politisches Interesse haben und auch zu keinem anderen Resultat führten, als dast
der König im Besitze des Stiftes blieb. Im Jahre 1002 ließ Christian IV.
seinen jiingeren Bruder Ulr ich zum Bischof wählen, um sich so mit dessen
Erbrecht abzufinden und eine weitere Teilung des königlichen Anteils an den
Herzogtümern zu vermeiden. Bischof Ulrich starb, nachdem ihm auch noch die
Administration des Stiftes Schwerin übertragen worden war, 1624 unvermählt
zu Bützow. Er war vorläufig der letzte, der den Namen eines Bischofs von
Schleswig trug. Das Stiftsgut wurde zum „Amte Schwabstedt“. Auch die 1018
begonnenen neuen Verhandlungen zwischen König und Herzog führten zu keiner
Veränderung: der König weigerte dem Herzog jede Art von Kompatronat. Erst
der für Dänemark ungünstige Friede zu Roskilde 1058 veränderte die Rechts—
lage: das Amt Schwabstedt ging in Gottorfsche Hände über, um dann während
der Sequestrationen von 167852 79 und 1684—89 vor lä ufig und nach
der Einziehung ganz Schleswigs endgültig vom König besessen zu werden.
1701 hörte auch das selbständige Amt Schwabstedt auf: es wurde zu einer Vogtei
des Amtes Husum.
Das Domkapitel, dem Christian IV. noch 1593 seine Privilegien be—
stätigt hatte, verlor mehr und mehr seinen geistlichen Charakter und seine kirch—
liche Bedeutung. Nachdem wenigstens eine Zeitlang einige Mitglieder dem Päãda⸗
gogium gedient hatten, wurden seine Kanonikate zu reinen Pfründen für geistliche
und weltliche Beamte '). 1595 entzog Johann Adolf dem Kapitel die Gerichts—
barkeit über Ehesachen, so daß es aufhoͤrte Oberkonsistorium für den Gottorfer
Anteil zu sein: diese Funktion übertrug der Herzog seinem Generalpropst Fabricius
und dem Dompastor M. Pleccius. Mit dem Roskilder Frieden 1058 hörte das
Kapitel als einheitliche Rechtsgröße auf: die Hälfte seiner Güter und der acht
Präbenden ging an den Herzog über. Der Koͤnig bekam die Vogteien Ulsnis,
Behrend und Stedesand, der Herzog Gammelgaard, Lysabbel, Langenhorn, Kor.
büll, Hackstedt und Kosel. Der König zog die ihm zugefallenen Präbenden sofort
ein; der Herzog ließ die mit ihnen Begabtem bis zu ihrem Tode im Besitz derselben;
der letzte Präbendist war J. H. Kielmann von Kielmannsegge (f 10860). Nach
der Reunion 1721 wurden die nunmehr völlig dem König zugefallenen Kapitels—
aüter zu einem „Domkapitelsamt“ vereinigt, in welchem der Ammmann zu Hütten
als Amtmann und der GSeals Propst fungierte, bis 1777 auch diese Einheit auf—
gehoben und die 330 Pflüge, welche dazu gehörten, den Aemtern, in welchen sie
lagen, zugelegt wurden.
Als ein besonderes Corpus war allezeit der Güter- und Kapitalienbesitz der
Domkirsche angesehen worden. Zu ihm gehörten z. B. die Domkirche selbst
i) Die 1509 von Herzog Adolf erzwungene Wahl seines Wiegenkindes zum. Kanoniker war
nicht der letzte Akt fürstlichher Willkür. 1064 ward dem siebenjährigen Sohne des schon so wie so
mit Reichtümern gesegneten Statthalters Christian Rautau ein Kanonikat und 1673, also mit
10 Jahren das Archidiakonat übertragen. Der Superintendent von Eitzen, der ja selber eine
Präbende inne hatte, erreichte es, daß auch sein Sohn, der herzogliche Rat Paul von Eitzen jun.
(F 1017) eine überkam.