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B. 2, K. 1, 9 13. Kirchenreg. Johanns d. A.
reich auferziehen lasse. In der Tat gab der König schließlich der Forderung nach
und übergab etwa 1531 den jungen Prinzen dem Reichsrat Oluf Rosenkrands
auf Schloß Nyborg zur Erziehung. Auch soll die katholische Partei Verhandlungen
mit dem kaum 13jährigen Prinzen geführt haben (Rördam S. 48). Da aber
Herzog Christian in der „Grafenfehde“ die dänische Königskrone mit dem Schwerte
eroberte, waren diese Verhandlungen zwecklos, und 1834 kehrte Prinz Johann nach
Gottorf zurück. Da hier wieder Peter Svave sein Lehrer war, ist zu bezweifeln,
daß jemals altkirchliche Neigungen bei ihm bestanden haben, wie er sich denn später
als tief und fest im Evangelium gegründeter Herrscher gezeigt hat.
Nachdem er sich bei seinem Schwager, Herzog Albrecht von Preußen, einige
Jahre lang in ritterlichen Künsten ausgebildet hatte, übernahm er 23jährig die
Regierung seines Landesteils. Solange er lebte, war Hader sleben, wo er
statt des von seinem Bruder Adolf als „altes Räubernest“ beurteilten Schlosses
Haderslevhus sich 1862 die prächtige „Hansburg““ erbaute, seine Hauptresidenz;
Hadersleben erlebte unter ihm seine Glanzzeit.
Herzog Johann ist lebenslänglich unvermählt geblieben. Sofern er damit von
der blutigen Maria von England und Maria Stuart — mit beiden wollte man
ihn verheiraten — verschont blieb, war das sicherlich ein Glück für ihn. Als älterer
Mann hätte er gern seine Schwägerin, die Königinwitwe Dorothea geehelicht, aber
die theologische Fakultät zu Rostock und Philipp Melanchthon erklärten die Ehe
unter so nahen Verwandten für ungeziemend und dem sittlichen Gefühle wider—
strebend (Rördam S. 54); noch war die Stimme der Theologen mächtig genug
auch Fürsten zu binden, und so fügten sich Herzog und Königin in das Unabänder—
liche; öftere freundschaftliche Besuche auf Koldinghus konnten dem fürstlichen Hage—
stolzen nicht verwehrt werden.
Im Gegensatze zu seinem ruhelos umherschweifenden Bruder Adolf blieb Johann
fast immer in seinem Lande, sah selber überall nach dem Rechten und bemühte sich,
seinen Untertanen ein rechter Landesvater zu sein. Er scheute den Krieg und liebte
den Frieden. In seiner geistigen Haltung stand er seinem Halbbruder König
Christian nahe und unterhielt mit diesem wie ebenso mit dessen Sohn und Nach—
folger Friedrich II. ein freundliches Verhältnis. Und wie er als Herrscher eines
halb dänischen, halb deutschen Gebietes erat vinvulum concordiae inter
Danos et Holsatos (Chytraeuspj, so wirkte er auch zwischen dem König und
dem streitbaren und rücksichtslosen Herzog Adolf als ein vermittelndes Element.
Still und bescheiden, wie er war, ist er in der Geschichte wenig beachtet worden.
Wer sich als Kirchengeschichtler mit ihm befaßt, erkennt mit Freuden bei ihm ebenso
wie bei Christian III., ja noch verstärkt, die sreundlichen Züge eines rechten luthe—
rischen Reformationsfürsten: Rechtschaffenheit, Gottesfurcht, lebhaftes Interesse
und offene Hand für die kirchlichen Belange; treues Festhalten an den Grundsätzen
der lutherischen Reformation und der einmal gegebenen Kirchenordnung, aber Ab—
lehnung alles „Neuen“, ob es von kalvinischer oder neulutherischer Seite kommen
mochte.
Ehe wir festzustellen suchen, wie er nach diesen Prinzipien sein Kirchenregiment
führte, müssen wir die leitenden Kirchenmänner, deren er sich bei solchem Werke
bediente, kennen lernen.
2. Die leitenden Geistlichen des Herzogs.
Die Darstellung von Lau S. 333, nach welcher auch im Haderslebenschen An—⸗
teil der Landesherr seine bischöflichen Rechte durch Generalprö pste aus—